Deutschland zahlt halbe Milliarde Euro Kindergeld ins Ausland aus

Einige Kindergartenkinder laufen mit ihren Erziehern an einer Straße entlang. Die Kinder tragen alle eine gelbe Warnweste. Es werden nun heftige Maßnahmen erwartet.
Symbolbild © imago/Michael Gstettenbauer

Das monatliche Kindergeld ist für viele Familien eine willkommene und dringend benötigte Unterstützung vom Staat. Dass in Deutschland aber eine halbe Milliarde Euro Kindergeld ins Ausland fließt, überrascht dann doch.

Über 500 Millionen Euro Kindergeld, eine halbe Milliarde also, flossen 2024 ins Ausland. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bundesarbeitsagentur. Was zuerst verblüffen mag, lässt sich leicht erklären.

Kindergeld im Ausland: Hintergründe und Fakten einer seltsamen Entwicklung

Auch 2024 sorgt das Thema Kindergeld für hitzige Diskussionen. Von den insgesamt rund 54 Milliarden Euro, die an 17,5 Millionen Kinder ausgezahlt wurden, gingen dieses Jahr über 500 Millionen Euro auf ausländische Konten. Das entspricht etwa einem Prozent der Gesamtsumme. Allein bis November wurden bereits 470 Millionen Euro ins Ausland überwiesen. Die vollständigen Zahlen des Jahres werden Anfang Januar 2025 veröffentlicht.

Die Empfänger dieser Zahlungen sind dabei oft EU-Bürger, die in Deutschland einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Ihre Kinder leben jedoch im Heimatland, etwa in Polen, Kroatien, Rumänien oder Tschechien. Besonders Polen sticht hierbei heraus. Denn mehr als die Hälfte der im Ausland lebenden kindergeldberechtigten Kinder – rund 171.000 – sind dort ansässig. Um sicherzustellen, dass nur berechtigte Familien den Zuschuss beziehen, verlangt die Familienkasse umfangreiche Nachweise. Diese Dokumente werden in Zusammenarbeit mit Verbindungsstellen im jeweiligen Heimatland überprüft. Dabei kommen auch moderne Kontrollsysteme zum Einsatz, die Missbrauch weitgehend verhindern sollen. Außerdem erleichtern sie den Sachbearbeitern die Arbeit enorm.

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Trotz strenger Prüfungen bleibt hitzige Debatte bestehen

Dennoch bleibt das Thema Kindergeld im Ausland emotional aufgeladen. Kritiker warnen, dass die Zahlungen ins Ausland eine unnötige Belastung für das deutsche Sozialsystem darstellen könnten. Sie sehen darin ein Schlupfloch für Betrug, ähnlich wie es manche auch beim Bürgergeld und anderen staatlichen Hilfsleistungen befürchten. Befürworter hingegen betonen die Vorteile der europäischen Freizügigkeit. Diese Regelung ermögliche es Arbeitnehmern schließlich, ihre Rechte unabhängig vom Wohnsitz ihrer Kinder geltend zu machen.

Während die Debatte weiterläuft, zeigt ein Blick auf die Zahlen der letzten Jahre, dass die Zahl der Kinder, die im Ausland leben und Kindergeld beziehen, rückläufig ist. 2022 waren es noch 324.000, Ende 2023 nur noch 313.000. Die Diskussion um Kindergeldzahlungen ins Ausland wird wohl auch 2025 die politische Agenda prägen. Eventuell wird sie sogar bei den kommenden Neuwahlen des Bundestags eine Rolle spielen.