Die Löhne der Deutschen werden durch steigende Mieten und Lebensmittelpreise enorm belastet. Nun erhöhen auch noch die Krankenkassen im Land ihre Preise für bestimmte Leistungen.
Explodierende Kosten, überforderte Therapeuten und Fachkräftemangel belasten die Krankenkassen in Deutschland so sehr, dass sie jetzt erneut ihre Preise erhöhen müssen. Die gesamte Heilmittelbranche braucht zudem dringend Lösungen und neue Wege aus der Krise.
Rekordkosten bei Heilmitteltherapien belasten Verbraucher
In den letzten zehn Jahren sind die Kosten für Heilmitteltherapien wie Physiotherapie, Ergotherapie und Podologie förmlich explodiert. Laut dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) stiegen die Ausgaben in Hessen um fast 90 Prozent, während sie bundesweit um über 112 Prozent zunahmen. Auffällig dabei: Die Anzahl der verordneten Therapien und behandelten Patienten sank leicht.
Allein 2023 gaben AOK-Versicherte in Hessen 191 Millionen Euro für Heilmitteltherapien aus – fast doppelt so viel wie 2014. Besonders drastisch zeigt sich der Anstieg in der medizinischen Fußpflege, wo der Umsatz um 146 Prozent zulegte. Neue Behandlungsmethoden wie die Nagelspangenbehandlung treiben die Kosten zusätzlich in die Höhe. Ein weiterer Faktor sind die gestiegenen Betriebskosten durch Inflation, Energiepreise und teurere Hausbesuche. Krankenkassen erhöhen damit Preise auch als Reaktion darauf. Bundesweit verdoppelte sich der Umsatz in der Heilmittelversorgung innerhalb eines Jahrzehnts – von 2,06 Milliarden Euro auf 4,39 Milliarden Euro. Doch während die Kosten nach oben klettern, bleibt die Versorgungslage schwierig. Vor allem kleinere Therapiebereiche wie der Ergotherapie erleben zwar prozentual hohe Zuwächse, leiden jedoch unter Fachkräftemangel.
Therapeuten zwischen Druck und Perspektivlosigkeit
Die steigenden Kosten spiegeln sich kaum in der finanziellen Lage der Therapeuten wider. Zwar erlauben gesetzliche Regelungen höhere Vergütungen, doch die realen Mehreinnahmen werden durch massive Betriebsausgaben wie Mieten, Energiekosten und gestiegene Spritpreise fast vollständig aufgefressen. Somit kämpft die Branche mit einem Teufelskreis aus steigenden Kosten und wachsendem Druck.
Hinzu kommt ein massiver Personalmangel: Fast jede zweite Praxis sucht händeringend nach Fachkräften. Laut der Bundesagentur für Arbeit dauert es durchschnittlich 265 Tage, um eine Stelle für Physiotherapeuten zu besetzen – ein kritischer Wert, der sich direkt auf die Patientenversorgung auswirkt. Neben besseren Vergütungen könnten innovative Ansätze wie Pflegehotels zur Entlastung beitragen. Und solche Einrichtungen kombinieren Hoteldienstleistungen mit therapeutischen Angeboten. Sie schaffen damit ein modernes Arbeitsumfeld. Denn um langfristig Lösungen zu finden, müssen die Arbeitsbedingungen verbessert und die Attraktivität des Berufs gesteigert werden – zum Wohl der Therapeuten und ihrer Patienten.