Ein Kultimbiss schließt für immer. Viele gingen noch schnell auf eine letzte Currywurst dorthin, denn jetzt gibt es keine Gelegenheit mehr.
Seine Markenzeichen sind die Pfeife, die Schiffermütze, das Plattschnacken und die übergroßen Portionen. Johann „Jan“ Jaeger, der Betreiber des Imbisses an der Ueser Kreuzung, ein echtes Original, schließt zum Jahresende seinen Verkaufswagen. „Ich habe genügend getan und erlebt. Jetzt ist die Zeit zum Aufhören“, meint der 75-jährige Bierdener, den viele liebevoll „Jan Piep“ nennen.
Legendäre Currywurstbude schließt
Johann Jaeger schließt seinen Kultimbiss beim „Grünen Jäger“. Der Imbissbesitzer hat eine bewegte Geschichte. Als junger Mann war er Landwirtschaftsmeister und ernährte auf dem eigenen Hof in seinem Geburtsort Bierden 21 Jahre lang seine Familie. Er wechselte im Zuge und krankheitsbedingt den Job und wurde Bausparkassen-Mitarbeiter. „Dort habe ich 18 Jahre gutes Geld verdient“, bekennt er freimütig. Doch die große Erfüllung war dieser Job auf Dauer für ihn nicht.
„Ich wollte noch mal etwas Neues machen – und wäre gerne Lkw-Fahrer geworden. Doch mein Leibgericht – Currywurst mit Pommes – hat mich dann auf die Idee gebracht, es mal mit einem Imbissstand zu versuchen.“
Ein passender, gebrauchter Imbisswagen war schnell organisiert und am „Grünen Jäger“, seit mehr als 100 Jahren in Familienbesitz, fand sich 2004 ein idealer Standort.
Der Kultimbiss hatte viele gute Jahre
Das Angebot, wie auch die regulären Öffnungszeiten an drei Tagen pro Woche, ist über all die Jahre gleich geblieben. Einzige erwähnenswerte Änderung im Laufe der Zeit: Das Finanzamt untersagte es dem Imbiss-Betreiber, den Kunden für die Wartezeit kostenlos eine Tasse Kaffee anzubieten. Ein derartiger Unternehmer muss seine Getränke verkaufen. „Da hab’ ich mich auch meist dran gehalten“, schmunzelt Jaeger und verteilt noch ein Sonderlob: „Ich konnte mich, vor allem in den Anfangsjahren, immer auf die Mithilfe meiner Familie verlassen.“
Kultstatus hatte, vor allem bei den Stammkunden, das rustikale angebaute „Speisezimmer“. „Jan Piep“ erklärt: „Das war manchmal wie eine kleine Kneipe. Sogar Ehen sind hier zustande gekommen.“ Vor Corona verpflegte der Imbiss oftmals zusätzlich die Gäste der zahlreichen privaten Feiern in den Räumen des als Gaststätte mittlerweile geschlossenen „Grünen Jäger“. Johann Jaeger: „Es war nie ein Fünf-Sterne-Gourmettempel – doch allen hat’s geschmeckt.“
33 Jahre alter Verkaufswagen wird verschenkt
Nun ist der Imbiss Geschichte. Am Freitag, 30. Dezember 2022, von 11 bis 14 Uhr und von 17 bis 20:30 Uhr gehen die letzten Würstchen über den Tresen.
Der inzwischen 33 Jahre alte Verkaufswagen hat seine Schuldigkeit getan und wird verschenkt. Und spätestens mit dem absehbaren Abriss des an einen Investor verkauften „Grünen Jäger“ inklusive des angrenzenden Schießstandes ist dann ein Stückchen Ueser Ortsgeschichte verschwunden.