Die Wirtschaftskrise, die schon lange in Deutschland wütet, strapaziert nicht nur die Nerven und Finanzen der Autohersteller. Auch eine der bekanntesten Traditionsfirmen in einer anderen Branche schließt nun ein deutsches Werk.
Es ist eine traurige Nachricht für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Doch nun steht eine der bekanntesten deutschen Traditionsfirmen vor einem radikalen Wandel, in dessen Zuge ein ganzes Werk schließt. Dieser Schritt könnte jedoch auch neue Chancen eröffnen.
Werkschließung sorgt für tiefe Bestürzung: Doch noch ist nicht alles verloren
Rosenthal ist ein Name, der seit über 140 Jahren für hochwertiges Porzellan und außergewöhnliches Design steht. Von eleganten Tafelservices bis hin zu avantgardistischen Kunstwerken prägte das Unternehmen den Markt wie kaum ein anderes. Doch während früher feinstes Porzellan als Statussymbol galt, hat sich das Konsumverhalten drastisch verändert. Immer weniger Menschen investieren in edle Geschirrsets, während günstige Konkurrenzprodukte aus Fernost den Markt überfluten.
Diese Entwicklung trifft Rosenthal hart. Seit Jahren kämpft das fränkische Unternehmen mit sinkenden Verkaufszahlen und hohen Produktionskosten. Nun folgt ein drastischer Schritt: Die Schließung des Werks in Speichersdorf im Landkreis Bayreuth. Bis Ende 2026 soll die gesamte Produktion, die derzeit noch 600 Mitarbeiter umfasst, am Hauptsitz in Selb gebündelt werden. Eine Entscheidung, die 200 Arbeitsplätze kosten wird und in der Region derzeit für Bestürzung sorgt. Der Bürgermeister von Speichersdorf spricht von einem herben Verlust, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch für die Identität der Gemeinde.
Ein Mammutprojekt soll das Traditionsunternehmen retten
Während Speichersdorf einen wichtigen Arbeitgeber verliert, investiert Rosenthal hingegen kräftig in Selb. Millionenbeträge fließen in eine Modernisierung des Standorts, um das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Ein ambitioniertes Vorhaben ist das geplante “Porzellan-Dorf” – eine Mischung aus Manufaktur, Museum und Erlebniswelt, die Touristen anlocken und die Marke emotional aufladen soll.
Die Wahl, sich auf Selb zu konzentrieren, ist nicht nur eine betriebswirtschaftliche Entscheidung, sondern auch eine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln. Philipp Rosenthal gründete hier im 19. Jahrhundert seine erste Porzellanmalerei. Später entstand ein Fabrikgebäude, das Bauhaus-Gründer Walter Gropius entwarf – ein Wahrzeichen der deutschen Designgeschichte. Doch trotz aller Investitionen bleibt die Unsicherheit, ob diese Neuausrichtung Rosenthal voranbringen wird. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Tradition und Innovation gemeinsam bestehen können oder ob ein weiteres Stück deutscher Industriegeschichte zu Bruch geht.