Fahrermangel: Flüchtling bekommt Job als Bahnfahrer in Karlsruhe

Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Karlsruhe (dpa/lsw) – Mhamed Jamal Naji sitzt am Steuer eines Zuges und hebt souverän die Hand zum Gruß eines Kollegen in einem entgegenkommenden Zug.

Das sieht schon professionell aus. Aber er ist die Feuerprobe für den 27-jährigen Marokkaner Lampenfieber habe er nicht, gibt der junge Mann mit Bart und Brille an. Wenn man ihn fragt, was er an dem Beruf des Lokführers besonders schätze, sagt er spontan:

«Die Natur sehen.» Dazu hat er bei der ersten Probefahrt zwischen Karlsruhe und Rastatt Gelegenheit, die den Blick auf den nahen Schwarzwald ermöglicht. Und dass man keinen Chef auf der Pelle habe, fällt ihm noch als Vorteil ein. Das Steuern einer Maschine mit 700 PS gebe ihm außerdem Sicherheit. «Meine Familie ist stolz auf mich», erzählt der Auszubildende, der in Kürze die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen will.

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Auch mit ihrer Hilfe soll der Lokführermangel bekämpft werden. In Baden-Württemberg fehlen Hunderte, bundesweit Tausende Triebwagenführer. Es ist aber nicht nur das mangelnde Interesse an dem Beruf. Auch die ärztlichen und psychologischen Eignungstests sind für viele eine unüberwindliche Hürde. Dabei werden Konzentrations- und Reaktionsvermögen, Seh- und Hörfähigkeit sowie Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein geprüft. «Bei 1000 Bewerbern haben wir 2019 unsere 96 Plätze besetzt», erklärt Alexander Pischon, Geschäftsführer der Albtal-Verkehrsgesellschaft. Selbst bei mehr Lehrstellen hätten kaum mehr Kandidaten angenommen werden können.