Auf der ganzen Welt kursieren merkwürdige Krankheiten, die wegen der Globalisierung auch immer häufiger Deutschland erreichen. Nun warnen Forscher, dass ein ansteckendes Fledermaus-Virus auf dem Vormarsch ist.
In einer idyllischen Ecke der Welt machen Forscher eine Entdeckung, die globale Folgen haben könnte – und mit Deutschland hat das sogar auch indirekt zu tun. Ein ansteckendes Fledermaus-Virus könnte auf uns zukommen und sich hier ausbreiten.
Wo Idylle trügt: Eine Provinz und ihr dunkles Geheimnis
Yunnan, eine abgelegene Region im Süden Chinas, gilt als Schatzkammer der Artenvielfalt – doch ausgerechnet dort stoßen Wissenschaftler auf einen Fund, der weltweit für Unruhe sorgt. Bei der Untersuchung von 142 Fruchtfledermäusen entdeckte ein internationales Forschungsteam gleich 22 verschiedene Viren, davon 20 bislang vollkommen unbekannt. Zwei dieser Erreger gehören zur gefährlichen Familie der Henipaviren – dieselbe Virengruppe, die in der Vergangenheit für tödliche Ausbrüche verantwortlich war.
Im Gegensatz zu früheren Studien analysierten die Forscher diesmal gezielt die Nieren der Tiere. Der Grund: Das Organ ist zentral für die Urinproduktion – und genau über diesen Weg können Henipaviren auf Früchte oder Wasser übergehen. Diese neue Herangehensweise brachte nicht nur zwei besonders besorgniserregende Viren zutage, sondern auch bislang unerforschte Bakterienarten und einen Einzeller. Neben der wissenschaftlichen Erkenntnis ist dieser Fund auch ein Weckruf an die globale Gesundheitsvorsorge.
Forscher warnen: Ansteckendes Fledermaus-Virus könnte auch Deutschland erreichen
Die beiden neuen Henipaviren aus Yunnan weisen eine genetische Ähnlichkeit von bis zu 57 Prozent mit Nipah- und Hendra-Viren auf – Erregern, die für ihre hohe Sterblichkeit und das Potenzial zur Mensch-zu-Mensch-Übertragung gefürchtet sind. In Südostasien kam es bei früheren Ausbrüchen zu tödlichen Infektionsketten, oft ausgelöst durch kontaminierte Früchte oder Tiere. Genau dieses Szenario könnte sich, bei mangelnder Vorsorge, auch andernorts wiederholen.
Zwar liegt derzeit kein direkter Nachweis einer Übertragung auf den Menschen vor, doch Fachleute mahnen zur Vorsicht: Die Nähe zu menschlichen Siedlungen, Plantagen und Nutztieren schafft ideale Voraussetzungen für einen Sprung des Virus auf den Menschen. Besonders kritisch ist, dass erste Krankheitszeichen unauffällig sein können – und sich Infektionen im schlimmsten Fall unerkannt verbreiten. Auch Europa ist nicht immun gegen solche Entwicklungen. Über Handelsströme, Tourismus oder eingeführte Produkte könnten sich Erreger binnen Tagen auf andere Kontinente ausbreiten. Experten fordern deshalb flächendeckende Monitoring-Programme, gezielte Forschung an Virenreservoirs und mehr Präventionsarbeit im Umwelt- und Gesundheitsbereich – auch in Deutschland.