Gestrichen: ARD schafft Begrüßung “Meine Damen und Herren” ab

Auf einem Fernsehgerät läuft gerade die Tagesschau. Eingeblendet ist der typisch blaue Hintergrund mit der Anzeige der Uhrzeit. Rechts im Bild befindet sich der Nachrichtensprecher.
Symbolbild © imago/Rüdiger Wölk

Den meisten ist es zunächst gar nicht aufgefallen. Erst als einige Zeitschriften darüber berichteten, realisierten es auch die Zuschauer: Die ARD schafft die klassische Begrüßung “Meine Damen und Herren” ab. Damit endet eine lange Tradition.

Bei einer traditionsreichen Sendung hat sich seit fast zwei Wochen eine Änderung eingeschlichen. Niemanden schien dies gestört zu haben. Die ARD schafft die klassische Begrüßung “Meine Damen und Herren” ab.

Sendung mit über sechzig Jahren Tradition

In vielen Familien Deutschlands war und ist dies eine lange Tradition: Den klassischen Fernsehabend läuteten die Eltern mit den Nachrichten um 20 Uhr auf ARD ein. Punkt 20:00 Uhr abends ertönte der bekannte Gong. Es folgte das altbekannte Intro und man sah den blauen Hintergrund mit der eingeblendeten Uhrzeit. In der rechten Bildschirmhälfte stand – oder saß – der Moderator und verkündete neben einem Stapel Papier die aktuellen Nachrichten. Dies geschah jedoch nicht, ohne vorher den berühmten Einleitungssatz “Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zur Tagesschau” zu sprechen.

Tradition endet: ARD streicht Begrüßung

Seit dem 21. November fehlt das “meine Damen und Herren” jedoch. Es wurde ersatzlos gestrichen. Einige Zeitungen vermuteten dahinter, dass man der Geschlechtsneutralität von heute Rechnung tragen wolle und verspotteten die Entscheidung des Senders. Sie titelten beispielsweise, ob die Anrede nicht mehr “woke” genug sei. Anstoß daran schienen jedoch lediglich diese Zeitungen zu finden. Denn die Zuschauer kritisierten den Wegfall gar nicht. Es gab im Netz nicht einmal einen Kommentar zu dieser Neuerung. Ist es den Zuschauern vielleicht gar nicht aufgefallen?

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Wie die ARD berichtet, habe man per Umfrage die Meinung der Zuschauer wissen wollen. Die Mehrheit hat dabei angegeben, dass sie die Anrede “Meine Damen und Herren” als veraltet empfindet. Der Sender lege jedoch nicht nur Wert auf die Zuschauer-Meinung sondern auch auf eine authentische Sprache. Man richte sich mehr nach dem gesprochenen als dem geschriebenen Wort. So gibt es zum Beispiel die Tagesschau auch in einfacher Sprache. Damit wolle man Menschen erreichen, die nicht richtig schreiben und lesen können. Man wolle so näher an den Zuschauern sein und ihnen echten Mehrwert bieten. Der Wegfall der traditionellen Anrede hat also nichts mit der Geschlechterneutralität zu tun. Nostalgiker finden in der ältesten Tagesschau von 1960 ebenfalls keine Anrede vor.