Eigentlich war Schluss mit Atomenergie und man wollte die AKWs im Land für immer ausgeschaltet lassen. Nun soll aber bis 2030 ein Comeback für die Atomkraft in Deutschland bevorstehen, was durchaus zwiespältig aufgenommen wird.
Deutschland könnte bis 2030 den Weg zurück zur oft für ausgedient erklärten Atomkraft finden. Das sorgt für hitzige Debatten. Neue Technologien und politische Entscheidungen könnten die Energiezukunft des Landes prägen.
Überraschende Wendungen in der Debatte um Atomkraft
In den letzten Jahren haben Länder wie Frankreich und die USA ihre Atomkraftkapazitäten erweitert oder reaktiviert. Das entfacht in Deutschland eine erneute Diskussion über die Zukunft der Kernenergie. Einige Experten und Unternehmen sehen in der Wiederinbetriebnahme stillgelegter Reaktoren eine Möglichkeit, die Energieversorgung zu stabilisieren und die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren. Die Nukem GmbH, ein auf den Rückbau von Kernkraftwerken spezialisiertes Unternehmen, hält die Reaktivierung von sechs zwischen 2021 und 2023 abgeschalteten Atomkraftwerken bis 2030 für realisierbar. Voraussetzung hierfür sei jedoch ein sofortiger Stopp der laufenden Rückbaumaßnahmen.
Unterstützung erhält dieser Vorstoß auch von politischen Akteuren wie dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der für eine Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 ist. Allerdings bleibt unklar, auf welche Expertenmeinungen er sich dabei stützt. Die Betreiber der betroffenen Anlagen wie Preussen Elektra und EnBW zumindest lehnen eine Wiederinbetriebnahme mit Verweis auf den fortgeschrittenen Rückbau entschieden ab.
Atomkraft 2030 in Deutschland: Zwischen Vision und Realität bleiben viele offene Fragen
Der Rückbau von Kernkraftwerken ist ein komplexer und langwieriger Prozess, der in mehreren Phasen abläuft. Beispielsweise gliedert sich der Rückbau des Kernkraftwerks Stade seit Oktober 2005 in fünf Phasen, die ursprünglich bis 2015 abgeschlossen sein sollten. Der Betreiber E.ON veranschlagte dafür im März 2011 zunächst 500 Millionen Euro. Mit Stand November 2020 geht man davon aus, dass der Rückbau bis zum Jahr 2026 dauern könnte. Wobei man die Rückbaukosten zu diesem Zeitpunkt auf eine Milliarde Euro beziffert.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es neue Entwicklungen in der Kernenergie, die für Deutschland von Interesse sein könnten. Moderne Reaktortypen wie Small Modular Reactors (SMRs) versprechen erhöhte Sicherheit und Flexibilität bei geringeren Kosten. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit zwischen Siemens Energy und Rolls-Royce zur Entwicklung von SMRs. Für Deutschland könnte die Prüfung solcher Innovationen eine Möglichkeit darstellen, die Vorteile der Kernenergie zu nutzen, ohne die Risiken und Kosten traditioneller Großreaktoren in Kauf nehmen zu müssen.