Handwerk stirbt aus: Erste Traditionsbetriebe finden keine Arbeiter

Ein Mann, wohl ein Schreiner oder Mitarbeiter in einem handwerklichen Betrieb, bearbeitet und schleift gerade seine Holzarbeit, eine schöne, längliche Bank.
Symbolbild © iStock/Hispanolistic

Seit Jahren hört man immer wieder das Gleiche, doch eine Besserung ist nicht in Sicht. Das Handwerk in Deutschland stirbt aus und Traditionsbetriebe im ganzen Land finden keine Arbeiter mehr für ihre Werkstätten.

Zahlreiche traditionelle Handwerksbetriebe in Deutschland stehen vor einer existenziellen Herausforderung, denn sie finden schlicht keine geeigneten Arbeiter mehr. Die Lösungsansätze sind begrenzt.

Alarmierende Entwicklung: Traditionsbetrieben wird die Zukunft geraubt

In den kommenden fünf Jahren werden laut Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) etwa 125.000 Familienbetriebe einen neuen Inhaber suchen. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Viele junge Menschen ziehen sichere Anstellungen der Selbstständigkeit vor, was die Nachfolgersuche erschwert. Besonders betroffen sind ländliche Regionen, wo die Abwanderung junger Fachkräfte die Problematik verschärft.

Es fehlt also an geschultem Personal: Arbeiter, ausgebildeten Facharbeiter, Handwerker und somit auch Nachfolger, die die Traditionsbetriebe irgendwann übernehmen könnten. Manche Traditionswerkstätten suchen bereits seit 25 Jahren vergeblich nach einem Nachfolger für ihre Werkstatt. Ohne geeignete Übernahme droht so das Lebenswerk von vielen Tausenden Betrieben und Gründern verloren zu gehen. Dieses Schicksal teilen viele Handwerksbetriebe im ganzen Land und nur wenige finden am Ende eine Lösung.

Arbeiter fehlen: Handwerk und Traditionsbetriebe in Not – und es kommt wohl noch schlimmer

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Der Fachkräftemangel verschärft die Situation zusätzlich. Aktuell fehlen im Handwerk rund 113.000 Fachkräfte, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ermittelt hat. Bis 2030 werden etwa 125.000 Handwerksbetriebe einen neuen Chef suchen. Bis 2045 steigt diese Zahl dann sogar auf rund 450.000 an. Ohne ausreichenden Nachwuchs droht vielen Traditionsbetrieben das Aus. Besonders betroffen sind dabei Branchen wie das Bäcker-, Metzger- und Maurerhandwerk, wo sich die Zahl der Lehrlinge in den letzten zwanzig Jahren nahezu halbiert hat. Gleichzeitig treiben steigende Rohstoff- und Energiekosten viele kleine Betriebe zusätzlich in die Enge. So lohnt sich eine Betriebsübernahme für junge Handwerker finanziell schlicht leider kaum noch.

Die Handwerkskammern bieten zwar Unterstützung durch Beratungen und Workshops an, doch ohne ein gesellschaftliches Umdenken bleibt die Zukunft vieler Betriebe ungewiss. Nun bedarf es verstärkter Bemühungen, junge Menschen für handwerkliche Berufe zu begeistern und die Attraktivität der Selbstständigkeit im Handwerk hervorzuheben. Denn neben finanziellen Anreizen wie staatlichen Förderprogrammen für Betriebsübernahmen sind auch bessere Aufklärung und gezielte Imagekampagnen nötig, um die vielfältigen Karrieremöglichkeiten im Handwerk aufzuzeigen.