Im ÖPNV: Messer-Angriffe sind gestiegen in Baden-Württemberg

Ais dem Innenraum einer Straßenbahn in einer deutschen Innenstadt sieht man durch das Fenster einen Polizisten, der scheinbar gerade einen Einsatz durchführt. Eine Polizeikontrolle im öffentlichen Personennahverkehr also.
Symbolbild © imago/Belga

In Baden-Württemberg sind Messer-Angriffe vor allem im ÖPNV zuletzt stark angestiegen. Eine besorgniserregende Entwicklung, auf die die Behörden nun reagieren. Auch die Herkunft der Täter ist wieder Thema und wirft Fragen auf.

Bedrohliche Szenen in Stadtbahnen sind inzwischen keine Seltenheit mehr in Deutschland. Weil im ÖPNV die Anzahl der Messer-Angriffe – auch in Baden-Württemberg – steigt, drohen neue Regeln und Konsequenzen. Doch der Blick auf die Zahlen überrascht.

Schatten, Enge, Unsicherheit – wenn Gewohnheit kippt

Einsteigen, hinsetzen, aussteigen – für Millionen Menschen ist das Alltag. Doch was so vertraut klingt, hat längst einen neuen Beiklang bekommen: Unbehagen. In Baden-Württembergs Bussen und Bahnen wächst die Zahl derer, die sich abends unsicher fühlen. Gerade an Haltestellen, in Regionalzügen oder überfüllten Stadtbahnen entstehen immer wieder Situationen, die außer Kontrolle geraten. Zwischen 2022 und 2024 stiegen die Messerangriffe im Nahverkehr deutlich – von 181 auf 224 Fälle. Die meisten davon passierten nicht auf langen Strecken, sondern mitten im städtischen Raum. Oft geht alles schnell: Ein Streit, eine Provokation, ein Zug voller Menschen – und plötzlich zieht jemand ein Messer.

Auffällig viele Täter stehen dabei unter Drogen oder gelten als psychisch auffällig. Was vielen Fahrgästen nicht bewusst ist: Die meisten Angriffe passieren nicht im Wageninneren, sondern auf den Bahnsteigen. Ein weiteres Detail, das für Debatten sorgt: Rund zwei Drittel der Tatverdächtigen besitzen keinen deutschen Pass. Besonders bei Delikten wie Diebstahl, Drogenbesitz oder Verstößen gegen das Waffenrecht zeigt sich ein klares Muster. Gleichzeitig bleiben viele dieser Fälle in den offiziellen Statistiken unter der Oberfläche, weil die Opfer keine Anzeige erstatten – aus Angst oder Resignation.

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Waffenverbot im Nahverkehr – und was wirklich hinter den Zahlen steckt

Seit dem Frühjahr 2025 ist Schluss mit Ausreden: Baden-Württemberg hat als erstes Flächenland ein umfassendes Waffenverbot im Nahverkehr eingeführt. Messer, Schlagwaffen und ähnliche Gegenstände gelten nun als unerwünscht – egal ob in der Tasche oder am Gürtel. Die Polizei darf in eigens ausgewiesenen Zonen auch ohne konkreten Verdacht kontrollieren.

Doch die Maßnahme ist mehr als Symbolpolitik. In Städten wie Mannheim, Stuttgart oder Ulm patrouillieren verstärkt mobile Einheiten. Erste Daten zeigen: Die Zahl der Körperverletzungen sinkt leicht. Auch Schulprojekte und Präventionskampagnen wurden ausgeweitet – besonders in Vierteln mit hoher Jugendkriminalität.