Instagram hält in der Karlsruher Modebranche Einzug

Foto: fotolia.com © edele-fotografie - Auch Karlsruhe steckt voller potenzieller, perfekter Influencer-Fotokulissen!

Ihr folgen fast vier Millionen Menschen auf Instagram: Die gebürtige Karlsruherin Pamela Reif gehört zu den Top 20 der erfolgreichsten Influencer in Deutschland.

Gerade einmal 22 Jahre alt ist die Geschäftsfrau und revolutioniert schon jetzt die Modebranche – nicht nur in ihrer Heimatstadt.

Dass Pamela Reif nicht nur schön ist, sondern auch intelligent, hat sie in der Vergangenheit oftmals bewiesen. Ihr Abitur schloss die Karlsruherin mit einem Notendurchschnitt von 1,0 ab und seit 2012 hat sie sich in Eigenregie ein kleines Imperium über das soziale Netzwerk Instagram aufgebaut. Auf den ersten Blick sieht das oft einfacher aus als es ist: Fotos hochladen, Likes sowie Follower gewinnen, von Marken für Produktplatzierungen bezahlt werden – fertig.

Die Realität ist jedoch gänzlich anders: Wer sich auf Instagram einen Namen machen möchte, hat nicht nur einige Konkurrenten beziehungsweise Konkurrentinnen, sondern gleich eine Milliarde an der Zahl. Influencer ist der neue Traumberuf vieler Jugendlicher. Während früher noch jeder Popstar oder Schauspieler werden wollte, sind Social-Media-Stars in den jungen Generationen mittlerweile das Nonplusultra. Wer an die Spitze will, muss sich von der Konkurrenz abheben, eine Nische finden und den Followern einen Mehrwert bieten. Für Pamela Reif war das ihre Leidenschaft für Fitness.

Fitness-, Fashion- oder Travelblogger: Die Grenzen verschwimmen

Nach wie vor gilt sie zwar hauptsächlich als Fitnessbloggerin, doch vermischen sich auf Instagram die Themengebiete zunehmend. Wer sich für die Fitnessübungen von Pamela Reif interessiert, möchte dafür oft auch ihr Outfit nachkaufen oder ihre Beauty-Tipps ausprobieren. Wo sie im Urlaub ist, pilgern anschließend auch die „Fans“ hin und wenn Pamela Reif ein Buch schreibt, wird es ihr förmlich aus den Händen gerissen.

Genau das hat die Unternehmerin, wie sie sich am liebsten selbst bezeichnet, nämlich vergangenes Jahr getan. Was sie anfasst, wird scheinbar zu Gold. In ihrem Instagram-Feed sieht dieser Erfolg spielend leicht aus. Ein bisschen im Bikini sonnen hier oder etwas trainieren mit dem perfekten Zopf und einem Makeup, das trotz Schweiß optimal sitzt, dort. Tatsächlich steckt hinter dieser Scheinwelt aber harte Arbeit – wie auch andere Influencer immer wieder betonen.

Foto: fotolia.com © foxyburrow – Was in den Sozialen Medien geteilt wird, verbreitet sich meist rasend schnell. Genau das machen sich Influencer zu nutze.

Geschäftsreisen, Pressetermine, Fotoproduktionen für Instagram, das Schreiben von Blogbeiträgen: Der Tag einer Pamela Reif ist lang, abwechslungsreich, aber auch anstrengend. Hinter ihr steht mittlerweile ein professionelles Management und ja, sie ist hauptberuflich Influencerin mit einem Jahreseinkommen, das vermutlich im sechsstelligen Bereich liegt; wenn nicht sogar mehr.

Die reichste Bloggerin der Welt, die Italienerin Chiara Ferragni, soll mit ihren knapp 14 Millionen Followern auf Instagram sowie ihrer Marke, zu welcher mittlerweile beispielsweise ein Fashionblog, eine Schuhkollektion, zahlreiche Modelverträge oder auch der Sitz als Jurorin in der US-amerikanischen Erfolgsshow „Project Runway“ gehören, etwa sechs Millionen Euro im Jahr verdienen – und damit mehr als DAX-Vorstände wie Christoph Franz (Lufthansa) oder Heinrich Hiesinger (ThyssenKrupp).

Influencer können Massen bewegen

Womit die Instagram-Stars solche Mengen an Geld verdienen? Ganz einfach: Werbung! Ein Influencer kann Massen bewegen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Deutlich wird das, wenn Pamela Reif in ihre Heimatstadt zurückkehrt. Bei der Signierstunde ihres Buches in einem Einkaufszentrum verursachte sie einen Massenauflauf. Hunderte Fans standen Schlange, um ihr Vorbild – welches übrigens mittlerweile in Hamburg ansässig ist – einmal persönlich zu treffen.

Und damit ist Pamela Reif alles andere als alleine. Influencer haben einen großen Einfluss auf ihre Zielgruppe, beispielsweise in Sachen Mode. Sie verändern damit die gesamte Modeszene sowie die damit zusammenhängende Werbeindustrie. Die Rechnung ist simpel: Je mehr Follower jemand hat, umso mehr ist er für die Werbenden wert und desto mehr Einnahmen kann die betreffende Person also mit ihrem Instagram-Profil generieren. Doch es ist nicht das Profil selbst mit seinen Fotos oder Videos, sondern es sind die Personen dahinter – die Influencer – welche zu einer eigenen kleinen (oder auch größeren) Marke werden.

Die Werbung mit einem Influencer ist nichts anderes als ein klassisches Testimonial. Früher wurden diese vor allem von Stars wie Fußballern der Nationalmannschaft in einem TV-Werbespot überliefert, mittlerweile geht das Ganze über Social Media. Tatsächlich beweisen die Zahlen: Influencer-Marketing ist mindestens ebenso erfolgreich wie Fernsehwerbung oder Testimonials von Prominenten. Sprechen sich Vlogger, Blogger, Instagrammer & Co für ein Produkt aus, folgen ihnen sprichwörtlich die Massen.

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So kaufen rund 50 Prozent der 14- bis 19-Jährigen ihren Vorbildern regelmäßig Produkte wie Kleidung nach. Bei den 20- bis 29-Jährigen sind es 33 und bei den 30- bis 39-Jährigen immerhin noch 24 Prozent. Ältere Zielgruppen sind mit dem Medium Instagram hingegen nur schwer zu erreichen. Der Einfluss von Social-Media-Stars wie Pamela Reif wird also zukünftig weiter zunehmen. Vor allem in gebildeten Zielgruppen werden Influencer als Meinungsbildner akzeptiert. Grundvoraussetzung dafür ist aber ein möglichst authentisches Image.

Instagram übernimmt die Modeindustrie

Sei es das Fitness-Model Pamela Reif oder die Fashionbloggerin Chiara Ferragni: Mode spielt auf Instagram eine große Rolle, unabhängig davon, ob sich der Influencer beziehungsweise die Influencerin bewusst damit auseinandersetzt oder nicht. Die Follower möchten tragen, was ihr Vorbild auf den Fotos, in Videos und Live-Aufnahmen anzieht. Eine Entwicklung, welche sich weit über das soziale Netzwerk hinaus auf die Modebranche auswirkt. Plötzlich ist Chiara Ferragni ein Jury-Mitglied im „Project Runway“, anstelle eines eigentlichen Designers.

Foto: fotolia.com © steftach – Aus der Modewelt sind Influencer nicht mehr wegzudenken.

Oder Instagram-Stars werden für die Fashionweeks in aller Welt auf den Laufstegen gebucht und verdrängen damit das klassische Model. Viele Influencer haben mittlerweile sogar eigene Kollektionen, sei es für Schuhe, Jeans, Sportklamotten, Accessoires & Co. Dieser Trend macht sich sogar in Karlsruhe bemerkbar, obwohl die Baden-Württembergische Stadt keinesfalls als Modemetropole zählt. Hat es früher noch einige Monate oder Jahre gedauert, bis aktuelle Modeerscheinungen von den US-amerikanischen Großstädten in die deutsche Provinz schwappten, ist das mittels Instagram heutzutage innerhalb von Sekunden möglich. Die Modeindustrie hat keine andere Wahl, als auf diese Veränderungen zu reagieren.

Influencer fungieren als „Trendsetter“

Wie bereits erwähnt, resultiert der große Einfluss der Instagram-Sternchen vor allem aus ihrer (scheinbaren) Authentizität. Die „Digital Natives“ – also jene Generationen, welche mit Internet und Social Media großgeworden sind – wünschen sich echte Menschen mit echten Meinungen und echten Fotos anstelle der gestellten Modelbilder in Modemagazinen.

Eigentlich ironisch, denn genau genommen sind nur die wenigsten Accounts auf Instagram in irgendeiner Art und Weise authentisch. Auch hier werden die Bilder gestellt, bearbeitet und durch Werbung beeinflusst, indem beispielsweise bewusst ein Produkt platziert wird. Ein Geheimnis ist das eigentlich nicht. Dennoch halten viele Nutzer an der Illusion fest und eifern dem scheinbar perfekten Leben ihrer Instagram-Vorbilder nach – auch in modischer Hinsicht. Die Konsequenz: Auch etablierte Modemagazine sowie Online-Shops setzen vermehrt auf Influencer als Markenbotschafter und Bilder in authentischer Streetstyle-Optik, um ihre Produkte zielgruppengerecht in Szene zu setzen.

Modeerscheinung oder dauerhafter Trend?

Foto: fotolia.com © Valerii Honcharuk – Die nächste Generation, wächst von klein an mit dem Smartphone in der Hand auf. Daher scheint die Zukunft der Social Media Influencer vorerst gesichert.

Fakt ist: Instagram hat die Modeszene nicht nur in Karlsruhe, sondern weltweit mehr verändert als jede andere digitale Entwicklung zuvor. Eine Rückkehr zu früheren Strukturen halten Experten für äußerst unwahrscheinlich. Das bedeutet allerdings nicht, dass Instagram und Influencer-Marketing auch zukünftig das Nonplusultra der Werbung im Fashionbusiness bleiben. Stattdessen liefern sich die verschiedenen Social-Media-Plattformen wie Instagram, Snapchat oder YouTube einen harten Konkurrenzkampf.

Schlussendlich entscheiden die Nutzer darüber, welche Trends sich dauerhaft durchsetzen werden und ob Instagram eines Tages der Vergangenheit angehören wird. Genau das ist aber auch als abschließendes Fazit der wohl interessanteste Punkt zum Festhalten: Dank Instagram werden die Zielgruppen gestärkt und haben mehr Einfluss als je zuvor. Über ihren Klick auf „Like“ oder „Follow“ entscheiden sie, wer und was sich auf dem Markt durchsetzt – und wer oder was eben nicht. Das gilt für Influencer ebenso wie für Modetrends. Gleichzeitig hat jeder Nutzer selbst die Chance, zum Influencer zu werden. Auch, wenn das einfacher gesagt ist als getan.