Kahlschlag nach 300 Jahren: Traditionsbetrieb baut 150 Stellen ab

Arbeiter in einer Gießerei, die ein Metallwerkstück gießen. Die Traditionsfirma beitreibt manuelle Handwerkskunst. Es herrschen Glut und Hitze, weshalb die drei Arbeiter Schutzkleidung, Metallhandschuhe und Helme tragen.
Symbolbild © istockphoto/industryview

Immer wieder rutschen traditionsreiche, alte Firmen und Unternehmen in Deutschland in die Krise. Nun kündigt erneut ein Traditionsbetrieb bei sich einen Kahlschlag an und will 150 Stellen abbauen und das nach stolzen 300 Jahre Geschichte.

Auch Jahrhunderte voller Stabilität und Wachstum schützen ein Unternehmen nicht vor Krisen. So ergeht es indessen einem echten deutschen Traditionsbetrieb, der nach 300 Jahren zum Kahlschlag mit 150 bedrohten Stellen ansetzt.

Ein Erbe voller Glanz – und neuer Schatten, die schwer wiegen

Das Familienunternehmen Zollern zählt zu den ältesten seiner Art in Deutschland. 1708 gegründet, zunächst als kleine Eisenschmelze, entwickelte es sich zu einem international tätigen Betrieb für Metallverarbeitung. Bis heute besteht eine enge Verbindung zum Fürstenhaus Hohenzollern – ein Detail, das die lange Verwurzelung in der Region Sigmaringen unterstreicht. Neben Guss- und Schmiedeteilen stellt Zollern auch hochpräzise Komponenten her, die in Maschinenbau, Energieanlagen oder sogar in der Medizintechnik Verwendung finden. Viele Menschen begegnen diesen Produkten im Alltag indirekt – etwa wenn Teile in Fahrstühlen oder Windkraftanlagen verbaut sind.

Doch die glänzende Tradition kann die Realität nicht ausblenden: Die Automobilbranche, einer der wichtigsten Kunden im Feingussbereich, steckt seit Jahren in der Krise. Für Verbraucher bedeutet diese Entwicklung auch steigende Preise bei Ersatzteilen, da kleinere Zulieferer wie Zollern ihre Produktionsmengen zurückfahren müssen. Wer in der Region lebt, weiß zudem: Zollern ist nicht nur Arbeitgeber, sondern prägt auch die Identität ganzer Gemeinden. Veranstaltungen, Vereine und Ausbildungsangebote hängen eng mit dem Unternehmen zusammen.

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Harte Schnitte im Feinguss – 150 Jobs bedroht

Nun setzt das Management an. In Laucherthal und Herbertingen sollen rund 150 Stellen abgebaut werden. Besonders die Sparte Feinguss, die seit Jahren mit Auftragsrückgängen kämpft, gerät ins Zentrum der Maßnahmen. Die Geschäftsführung betont, dass betriebsbedingte Kündigungen möglichst vermieden werden sollen. Abfindungen, Wechsel in eine Transfergesellschaft und interne Versetzungen gelten als bevorzugte Lösungen. Doch Klartext bedeutet: Komplett ausschließen lässt sich der Verlust von Arbeitsplätzen nicht.

Internationale Standorte wie Portugal, Rumänien oder China bleiben dagegen stabil, was vielen Beschäftigten in Baden-Württemberg bitter aufstößt. Denn die Heimatregion trägt die Hauptlast.  Die Leitung von Zollern spricht von einer „notwendigen Transformation“ und verweist auf die Chance, das Unternehmen langfristig zukunftssicher aufzustellen. Trotz aller Härten bleibt ein positiver Aspekt: Zollern hält an seiner Rolle als Ausbilder fest. Jährlich starten über 50 junge Menschen dort in Berufen wie Industriemechaniker oder Gießereitechniker.