Weil keine Azubis gefunden wurden, musste eine traditionsreiche Bäckerei in einem bayerischen Dorf schließen. Besonders bitter: Sie bot jungen Menschen mit Förderbedarf eine echte Perspektive.
Einst versorgte sie ein ganzes Dorf mit frischem Brot – jetzt ist der Backofen aus. Ein Ausbildungsbetrieb mit Herz scheitert am Nachwuchsmangel.
Der letzte Laib ist gebacken: Traditionsreiche Bäckerei muss schließen
Sie backten nicht nur Brot, sondern auch Hoffnung, doch nun bleibt der Ofen kalt. Eine langjährige Bäckerei in einem besonderen Dorf in Bayern muss ihre Backstube schließen. Das Herzstück des kleinen Ortes war nicht nur eine beliebte Anlaufstelle für frische Semmeln und süße Stückchen, sondern auch ein Ort, an dem junge Menschen mit Förderbedarf eine echte Chance bekamen. Jetzt ist klar: Die Backstube der Diakonie Herzogsägmühle in Bayern hat ihren Betrieb eingestellt. Jahrzehntelang versorgte sie das Diakoniedorf und bildete zugleich Jugendliche aus, die es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer haben.
Doch der Nachwuchs blieb aus. Immer weniger Jugendliche entscheiden sich für den traditionsreichen, aber körperlich anspruchsvollen Beruf des Bäckers. In diesem Fall wiegt das besonders schwer, denn hier ging es nicht nur um Teig, sondern um Teilhabe. Bis zuletzt versorgte die kleine Bäckerei nicht nur den Dorfladen, sondern auch Schulen und ein Cateringunternehmen mit Gebäck. Doch ohne neue Azubis ist nun endgültig Schluss. Ab Juni übernimmt ein externer Handwerksbetrieb aus der Region – die “Backstube mit Herz” – die Versorgung.
Keine Azubis gefunden: Ein Problem, das alle betrifft
Was hier passiert, ist kein Einzelfall. Laut dem aktuellen Bäckerei-Monitor der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat sich die Zahl der Auszubildenden in der Branche in den letzten zehn Jahren fast halbiert. In der Backstube von Herzogsägmühle wiegt das doppelt schwer. Denn hier ging es nicht nur ums Handwerk, sondern auch um Integration und Perspektive. Der Betrieb war Teil einer sozialen Einrichtung, die sich seit über einem Jahrhundert für Menschen in schwierigen Lebenslagen engagiert.
Die gute Nachricht: Keiner der Mitarbeiter wird im Regen stehengelassen. Allen wurden Weiterbeschäftigungen innerhalb der Organisation angeboten, inklusive Qualifizierungsmöglichkeiten für neue Aufgaben. Ein Verlust bleibt es trotzdem. Nicht nur für das Dorf, sondern für das gesamte Handwerk.