Klatsche: Arbeiter hat 150 Euro mehr im Monat als Bürgergeld

Ein Blick in eine Halle mit vielen Druckmaschinen, die nebeneinander stehen. Aus den Maschinen kommen gelbe Etiketten mit der Aufschrift "Krise" heraus. Ein Arbeiter steht vor einer der Maschinen und legt die Stapel der Bögen aufeinander.
Symbolbild © imago/imagebroker

Im Jahr 2024 hatten Arbeitnehmer, die den Mindestlohn verdient und in Vollzeit gearbeitet haben, nur 150 Euro mehr als Bürgergeldbezieher übrig ‒ zumindest in einigen Fällen. Zwar variiert die Differenz, weil sie von den regional unterschiedlichen Mietkosten abhängt. Dennoch schockiert der Vergleich. 

Lieber Bürgergeld kassieren, statt im Niedriglohnsektor zu arbeiten ‒ ein Gedanke, der so manch einen hart arbeitenden Bürger reizen dürfte. Ein Job mit Mindestlohn lohnt sich für viele offenbar nicht. Experten üben scharfe Kritik.

Im Vergleich zu Bürgergeldbeziehern: Nur etwa 150 Euro mehr für Beschäftigte

Zum 1. Januar 2025 ist der Mindestlohn auf 12,82 Euro angestiegen. Immer noch zu wenig findet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Dass sich das Arbeiten im Niedriglohnsektor für viele Menschen nicht lohnt, zeigen Beispiele aus dem Jahr 2024. Je nachdem, wie hoch die Mietkosten für Erwerbstätige waren, hatten sie beispielsweise nur 150 Euro mehr als Personen übrig, die Bürgergeld bezogen haben.

Der DGB betont dennoch, dass Arbeiten sich finanziell lohne ‒ und genau an diesem Punkt gehen die Meinungen auseinander. Wie viel Geld einem Haushalt am Ende des Monats tatsächlich zur Verfügung steht, hängt jedoch nicht nur vom Erwerbsstatus ab. Regionale Preisunterschiede spielen eine wichtige Rolle, etwa bei den Mietkosten. In größeren Städten bleibt Arbeitnehmern aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten zumeist etwas weniger vom Lohn übrig.

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Scharfe Kritik: Was sich nach Expertenmeinung unbedingt ändern muss

Experten betonen, dass der Mindestlohn weiter angepasst werden müsse. Demnach sei nicht die Absenkung des Bürgergeldes die Lösung, sondern die deutliche Erhöhung des Mindestlohns. Viele üben deshalb Kritik. Für den DGB beispielsweise sei die letzte Lohnanpassung eine absolute Enttäuschung gewesen. Statistiken zeigen zwar, dass die Zahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor im Vergleich zu den vergangenen Jahren geringer ausfällt. Trotzdem sind die Aufstiegschancen in dem Sektor verhältnismäßig gering. Arbeitsexperten betonen deshalb die Wichtigkeit von Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und fairen Löhnen. Vor allem für Frauen sei es zudem notwendig, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Welche Änderungen Deutschland erwarten kann und wie die Lohnentwicklung ausfällt, bleibt abzuwarten.