Wenn eine Tradition und ein seit Generationen bestehendes Unternehmen aufhört zu existieren, ist es immer traurig. So ergeht es nun auch einem wohl letzten Traditionsgeschäft in einer deutschen Großstadt, das aus dieser verschwindet.
Innenstädte in Deutschland sind im Wandel und immer mehr Geschäfte schließen, wofür wiederum neue einziehen. Eins der letzten Traditionsgeschäfte in einer bekannten deutschen Großstadt verschwindet nun zum Wehmut vieler Kunden.
Zwischen Nostalgie und Neuanfang
In der Charlottenstraße von Ravensburg wehte jahrzehntelang der Duft von frisch entwickelten Bildern aus dem Fotogeschäft Bantle. Einst ein Ort für Porträtaufnahmen, Kamerakauf und Fachberatung, wurde es zuletzt immer stiller hinter den großen Schaufenstern. Schon 2024 verstummte das Klicken der Auslöser – endgültig. Doch was zunächst nur nach einer weiteren Geschäftsaufgabe aussieht, erzählt eine viel größere Geschichte.
Über Jahre hinweg geriet das Traditionshaus zunehmend unter Druck. Digitalkameras verschwanden aus den Regalen, das Smartphone übernahm. Gleichzeitig war die Konkurrenz im Netz immer nur einen Klick entfernt – mit Tiefstpreisen, Blitzversand und Bewertungen. Fachberatung und persönliche Beziehungen konnten das nicht mehr aufwiegen. Die Menschen bestellten anders, lebten anders – und das bekam auch Bantle zu spüren. Was folgte, kennt man inzwischen in wohl jeder deutschen Stadt: die Schließung eines Traditionsgeschäfts.
Traditionsgeschäft verschwindet – Großstadt verliert wieder ein Stück Gesicht
Was danach folgte, war nicht nur das Ende eines Geschäfts. Mit der Insolvenz von Foto Bantle fiel eine letzte Bastion des analogen Fotografierens in Ravensburg. Andere Häuser wie Foto Joos oder Foto Döber hatten zuvor bereits das Handtuch geworfen. Früher konnte man allein in der Innenstadt zwischen mehreren Fotofachläden wählen – heute ist das kaum noch vorstellbar. Der Strukturwandel hat die Nischenhändler verdrängt und damit auch ein Stück Stadtgeschichte ausgelöscht.
Doch die Familie Bantle reagierte mit Weitsicht: Gegenüber des leerstehenden Ladens richtete sie ein modernes Hostel ein – das erste dieser Art in der Stadt. Genau dort, wo einst alles begann: im ehemaligen Wohnhaus, wo die Nachkriegszeit noch in Schwarz-Weiß-Bildern festgehalten wurde. Heute nächtigen hier junge Reisende, wo früher Fotopapier getrocknet wurde. Die 92 Quadratmeter große Ladenfläche wartet unterdessen auf eine neue Nutzung – vielleicht wieder mit einer Idee, die dem Wandel der Zeit standhält.