Leuchtendes Bunt statt Grau: Diese Karlsruher Haltestelle ist kaum wiederzuerkennen

Ein echter Hingucker ist das neue Wandgemälde an der Haltestelle Haus-Bethlehem, das die Graffiti-Künstler vom Team Combo in den vergangenen drei Wochen gestaltet haben. Foto: Paul Gärtner

Im Sommer letzten Jahres wurde die Haltestelle Haus Bethlehem in der Nordweststadt durch ihren barrierefreien Umbau funktional aufgewertet.

In diesem Sommer haben Graffiti-Künstler vom Hip-Hop-Kulturzentrum „Combo“ der Haltestelle im Auftrag der Verkehrsbetriebe Karlsruhe nun auch optisch einen neues Gesicht verpasst. In den vergangenen drei Wochen verwirklichten die Karlsruher Künstler „Baske ToBeTrue“, „Moter.One“ und „Sier“ mit einem Team ein großflächiges Wandgemälde.

Das farbenfrohe Bild nimmt Bezug zur Karlsruher Stadtgeschichte und zeigt fünf historische Persönlichkeiten der Fächerstadt. Zu sehen sind neben dem Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm die Medizinerin und Frauenrechtlerin Rahel Strauß, der Schriftsteller und Pädagoge Johann-Peter Hebel, Flugpionier Paul Senge und Erna Scheffler, die 1951 als erste und lange Zeit einzige Frau an das Bundesverfassungsgericht berufen wurde.

Hochdruckreiniger und Spraydose

„Diese Persönlichkeiten im öffentlichen Raum darzustellen, war für uns ein sehr anspruchsvolles und gleichzeitig spannendes Projekt. Wir wollten mit unserer Arbeit einen Teil der Karlsruher Stadtgeschichte mit einer modernen Bildsprache präsentieren. Uns war wichtig, dabei auch typische Graffiti-Elemente zu verwenden, damit Menschen einen Zugang zu Graffiti als Kunstform bekommen“, betont „Baske ToBeTrue“. Die Auftragsarbeit diene auch dem Zweck, diese kreative Subkultur von ihrer allgemeinen kriminellen Stigmatisierung zu befreien. Abgestimmt wurde die Auftragsarbeit mit dem Tiefbauamt und der städtischen Kunstkommission, die Farbgebung ist an das “Corporate Design” der Stadt, aber auch an die Umgebung rund um die Haltestelle angepasst.

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Bevor „Baske ToBeTrue“, „Moter.One“ und „Sier“ aus dem HipHop-Kulturzentrum die Haltestelle mit rund 150 Spraydosen farbenfroh umgestalteten, musste diese zunächst aufwendig gereinigt werden. In schweißtreibender Arbeit befreiten das Team Combo mit Gartenscheren, Metallbürsten und Hochdruckreiniger die Wände rund um die Haltestelle von Schmutz und Vegetation. Anschließend brachten sie auf ihre Beton-Staffelei 40 Liter Tiefengrund und 75 Liter Acryl-Fassadenfarbe auf, bevor sie mit der eigentlichen Motivgestaltung loslegten und auf die schmucklosen Wände ein lebendiges Gesamtkunstwerk zauberten.

Die Straßenkunst stößt einen Dialog an

Das Ergebnis beeindruckt die Anwohner und Fahrgäste, nicht nur ob seiner Dimension und der gleichzeitig filigranen Arbeit: „Anfangs waren die Leute, die an der Haltestelle vorbeikamen, eher skeptisch, was hier so passiert“, berichtet „Baske ToBeTrue“. Diese Skepsis sei aber schon bald Neugier gewichen. „Viele Passanten haben uns gesagt, dass sie bislang überhaupt keinen Bezug zu diesen Persönlichkeiten hatten und beispielsweise gar nicht wussten, wer Paul Senge war, obwohl sie schon jahrelang in der nach ihm benannten Straße wohnen. Es war sehr spannend zu beobachten, wie die Menschen durch unser Kunstprojekt damit anfingen, sich mit ihrer Stadtgeschichte zu beschäftigen“, so der Graffiti-Künstler. In den kommenden Monaten sollen noch weitere Haltestellen im Stadtgebiet mittels der „Kunst aus der Dose“ verschönert werden. „Karlsruhe wird bunter“, so „Baske ToBeTrue.“