Lockdown-Lockerung: Baden-Württembergs Minister warnt vor Einkaufstouristen!

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Karlsruhe-Insider (dpa/lsw) – Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält die stärkere Lockerung des Corona-Lockdowns für Kreise mit niedrigen Infektionszahlen von Montag an für vertretbar.

Zugleich warnte der Grünen-Politiker am Freitag im Landtag vor «Einkaufstourismus» zwischen den Kreisen. Man werde die «Notbremse», ziehen, sollte die Inzidenz vor Ort über 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in 7 Tagen steigen.

«Vor uns liegt eine mögliche dritte Welle», warnte Kretschmann. Deswegen müsse man mit «Augenmaß» vorgehen und das Testen schnell ausweiten. Während der Koalitionspartner CDU den «Systemwechsel» begrüßte, bemängelte die Opposition den neuen Kurs als widersprüchlich und zu zaghaft.

Kretschmann räumt ein «gewisses Risiko» ein

«Uns ist bewusst: Wir gehen ein gewisses Risiko ein, wenn wir Inzidenzen in den Kreisen zum Maßstab nehmen und nicht die landesweite Inzidenz», sagte Kretschmann bei der Sondersitzung des Landtags zu den Corona-Beschlüssen von Bund und Ländern vom Mittwoch. Man wolle aber eine gewisse Normalität ermöglichen. «Wir wollen auf die Vernunft der Menschen setzen.» Es dürfe aber nicht passieren, dass die Menschen nun zuhauf in anderen Kreisen auf Shoppingtouren gingen. «In diesem Fall müssten wir sehr schnell die Notbremse ziehen», sagte er. Die Kreise seien gebeten, sich mit ihren Nachbarn
abzusprechen, um Aufläufe zu verhindern. Es sei eine «Probe», ob das möglich ist, erklärte der Grüne.

Die grün-schwarze Koalition hatte sich am Donnerstagabend darauf verständigt, dass in Kreisen, die stabil unter 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner in 7 Tagen liegen, unter anderem der Einzelhandel wieder öffnen darf. Man hatte auch darüber diskutiert, für Öffnungen die landesweite Inzidenz als Maßstab zu nehmen, um Einkaufstourismus
zu vermeiden. Doch das hätte bedeutet, dass es auf Sicht kaum eine größere Lockerung gegeben hätte. Denn die landesweite Inzidenz steigt seit etwa 2 Wochen stetig und liegt mittlerweile bei 56,3.

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Von den 44 Stadt- und Landkreisen liegen 16 unter einer Inzidenz von 50. Aber auch hier lohnt ein Vergleich: Vor zwei Wochen lagen noch 35 von 44 Kreisen unter der Inzidenz von 50 und vor einer Woche immerhin noch 25. Als Grund für die Veränderung gilt die Ausbreitung der Virusvarianten, die ansteckender sind. Diese mutierten Viren sollen schon mehr als die Hälfte aller Neuinfektionen ausmachen.

Nur unter 50: Geschäfte, Museen und Zoos dürfen öffnen

Der Beschluss von Bund und Ländern, den Baden-Württemberg nun umsetzen will, sieht vor, dass vom kommenden Montag an bei einer 7-Tage-Inzidenz von unter 50 der Einzelhandel wieder öffnen kann – allerdings mit einer Begrenzung von einer Kundin oder einem Kunden pro 10 Quadratmeter beziehungsweise 20 Quadratmeter je nach gesamter
Verkaufsfläche. Möglich sind dann auch die Öffnung von Museen, Galerien, Gedenkstätten, zoologischen und botanischen Gärten sowie auch kontaktfreier Sport in kleinen Gruppen mit bis zu maximal zehn Personen im Außenbereich, auch auf Außensportanlagen.