Lockerungen im Lockdown immer unwahrscheinlicher in Baden-Württemberg

Symbolbild

Karlsruhe-Insider (dpa/lsw) – Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat wegen steigender Infektionszahlen die für kommenden Montag geplante weitere Lockerung der Corona-Auflagen infrage gestellt.

«Natürlich jetzt bei der Situation werde ich mir gut überlegen, ob ich am Montag weitere Öffnungen mache», sagte der grüne Regierungschef in der ZDF-Sendung «Markus Lanz», die am späten Dienstagabend ausgestrahlt werden sollte.

Er erwäge, die weitere Öffnung auszusetzen und am Montag mit den anderen Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu besprechen, «was wir riskieren
können». Auf die Frage, ob ihm mulmig zumute sei, sagte der Grünen-Politiker: «Ja, haargenau.»

Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz ist im Südwesten landesweit auf 79,8 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner gestiegen. Zum Vergleich: Vor einer Woche lag der Wert noch bei 60,7, vor einem Monat – also noch mitten im Lockdown – bei 43,7. Baden-Württemberg
hat seinen Spitzenplatz mit den wenigsten Corona-Fällen innerhalb von sieben Tagen schon länger wieder eingebüßt. Derzeit liegt das Land auf Rang fünf.

Seit gut einer Woche gibt es erste Lockerungen in Kreisen, die stabil unter einer Inzidenz von 50 liegen. So durften die Geschäfte mit Einschränkungen wieder öffnen, auch Kitas und Grundschulen sind seitdem wieder alle auf. Im Südwesten haben zudem seit diesem Montag die 5. und 6. Klassen wieder Präsenzunterricht.

Der nächste Öffnungsschritt ist eigentlich für diesen Montag vorgesehen. Allerdings soll dieser davon abhängig gemacht werden, dass die vorherige Stufe 14 Tage lang nicht zu einer Verschlechterung der Sieben-Tage-Inzidenz geführt hat. Dann geht es zunächst um die Öffnung der Außengastronomie, von Kinos, Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie um kontaktfreien Sport im Innenbereich und um Kontaktsport im Außenbereich.

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Kretschmann sagte: «Wir sehen den enormen Druck aus der Bevölkerung, zu öffnen, der ist wirklich gewaltig.» Die Politik könne nicht nur Gebote und Verbote machen, sie müsse auch sehen, dass sich die große Mehrheit der Menschen daran halten. «Natürlich reden wir da immer auch mit Engelszungen, bitte denkt daran, wir wollen keine dritte Welle.» Aber: «Das verhallt oft.» Man könne womöglich weiter öffnen, wenn es Schnell- und Selbsttests in der Breite gebe – «aber das geht auch nicht von heute auf morgen».

Mittlerweile liegt kein einziger Stadt- oder Landkreis mehr unter der Inzidenz von 35. Nur noch sechs unterschreiten die 50er Marke, bis zu der die Gesundheitsämter in der Lage sind, die Kontakte nachzuverfolgen. Die Kreise sind: Rottweil (35,7), Tübingen (42,9),
Heidenheim (44), Freiburg (45,4), der Neckar-Odenwald-Kreis (46) und der Zollernalbkreis (47).

Zudem haben elf Kreise wieder Inzidenzen über 100, bei denen unter Umständen die Notbremse gezogen werden muss und etwaige Öffnungen rückgängig gemacht werden müssen. Der Kreis Göppingen hat schon erste Lockerungen zurückgenommen, die Kreise Rastatt, Emmendingen, der Alb-Donau-Kreis, der Hohenlohekreis und die Stadt Mannheim kündigten ebenfalls strengere Regeln an.