Der Gedanke an eine 60-Stunden-Woche wirkt auf viele erst einmal befremdlich. Dennoch finden solche Modelle immer mehr Anklang. Die Produktivität würde auf jeden Fall in die Höhe schießen.
Es wird sich nicht jeder mit einer 60-Stunden-Woche anfreunden können. Die meisten Arbeitnehmer haben ohnehin schon das Gefühl, zu viel leisten zu müssen. Viele Chefs finden diese Idee jedoch grandios – so wie der Gründer dieses Riesen-Konzerns.
Das Modell gewinnt zunehmend an Bedeutung – gerade bei großen Unternehmen
In Deutschland sind 40 Stunden pro Woche für viele Arbeitnehmer die Norm. Flexible Arbeitszeiten und Homeoffice gehören mittlerweile zu den üblichen Arbeitsmodellen – besonders seit der Pandemie. Da möchte eigentlich so gut wie keiner etwas von einer 60-Stunden-Woche hören. Das wären zwölf Stunden Arbeit von Montag bis Freitag. Oder man arbeitet einfach an jedem Tag der Woche – und das immer noch für achteinhalb Stunden. Die Idee wirkt für viele wie aus einer anderen Welt. Doch genau dieses Super-Arbeitsmodell fordert jetzt Sergey Brin, Mitgründer unserer täglichen Suchmaschine Google.
In einem Schreiben an die Mitarbeiter aus der KI-Abteilung des Riesen-Konzerns spricht Brin davon, dass eine 60-Stunden-Woche der “Sweet Spot” der Produktivität sei. Sogar er sieht offensichtlich ein, dass es jenseits der 60 Stunden dann doch etwas viel für einen normalen Menschen ist. Aber weniger als 60 Stunden zu arbeiten, hält er wohl für verschenktes Potenzial. Seine Idee findet er jedenfalls ideal und fordert ihre Umsetzung jetzt innerhalb des KI-Sektors von Google. Doch damit nicht genug. Obendrein möchte er weniger bis gar kein Homeoffice mehr. Die Pandemie ist vorbei, seine Angestellten sollen wieder ins Büro. Ist das ein Erfolgsmodell?
In Deutschland stößt diese Forderung derzeit noch auf wenig Zustimmung
Google hat offenbar Angst davor, im hart umkämpften Markt der Künstlichen Intelligenz nicht Schritt halten zu können. Die Vorstellung von einer 60-Stunden-Woche – ausschließlich im Büro – passt aber gar nicht zum deutschen Arbeitsmarkt. Hier haben mittlerweile Selbstbestimmung und die sogenannte Work-Life-Balance Einzug gehalten. Und auch weltweit sorgt Brins Aufruf für gemischte Reaktionen. Manche begrüßen diese harte Linie – andere empfinden diese Entwicklung als besorgniserregend. Ob das nicht zu flächendeckenden Burnouts führen würde, ist eine berechtigte Frage. In Deutschland zumindest wäre eine 60-Stunden-Woche rechtlich nur kurzfristig möglich. In den darauffolgenden Wochen müsste man dies durch weniger Arbeitszeit ausgleichen, um wieder auf den erlaubten Wert von 48 Stunden (oder weniger) zu kommen.
Es bleibt abzuwarten, wie Brins Vorstellungen weiterhin ankommen. Kann der Weg zu einer künstlichen Superintelligenz wirklich nur durch eine solche Härte erreicht werden? Oder brennen die kreativen Köpfe dadurch schneller aus, als man gucken kann? Das Rennen um die Zukunft wird definitiv noch viele weitere Überraschungen bereithalten. In einem EU-Land gilt mittlerweile sogar schon die 6-Tage-Woche.