Mehr Arbeiten: 10-Stunden-Arbeitstag soll in Deutschland kommen

Eine Mitarbeiterin, die eine Schutzhaube auf ihrem Kopf trägt, sitzt am Fließband und kontrolliert die darauf liegenden Süßigwaren. Mit der rechten Hand betätigt sie ein Rad am Fließband. Daneben stehen zwei große Boxen. Ein deutscher traditioneller Lebensmittelhersteller ist nun pleite.
Symbolbild © imago/JOKER

Der 10-Stunden-Arbeitstag soll in Deutschland bald zur Realität werden. Die Regierung setzt auf Flexibilität, doch Experten sehen erhebliche Risiken für die Gesundheit und die Arbeitsqualität.

Friedrich Merz plant, dass der 10-Stunden-Arbeitstag in Deutschland bald zur neuen Normalität werden soll – mit weitreichenden Folgen für Gesundheit, Alltag und Arbeitskultur.

Länger schuften für die Wirtschaft

Seit über hundert Jahren ist klar: Ein Arbeitstag in Deutschland dauert maximal acht Stunden. So will es das Arbeitszeitgesetz von 1919. Der Gedanke dahinter ist simpel und fair: acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit, acht Stunden Schlaf. Doch jetzt soll alles anders werden. Die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz plant eine radikale Kehrtwende: Der 10-Stunden-Arbeitstag soll in Deutschland schon bald ganz legal und regelmäßig möglich sein.

Was bislang nur in Ausnahmefällen erlaubt war, könnte zum Alltag werden. Die Zauberformel der neuen Regierung lautet: mehr Flexibilität. Entscheidend ist künftig nicht mehr, wie viele Stunden man täglich arbeitet, sondern wie viele pro Woche. Hauptsache, es bleiben unter 48. Bei fünf Arbeitstagen wären also knapp zehn Stunden drin. Das könnte dabei helfen, Personalmangel zu kompensieren und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern.

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Krank, müde, unkonzentriert: das sagt die Wissenschaft

Lange Arbeitstage hören sich auf dem Papier vielleicht effizient an. Doch die Realität sieht anders aus. Das zeigen auch zahlreiche Studien. Wer regelmäßig zehn Stunden oder mehr arbeitet, riskiert ein höheres Risiko für psychische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme, Stoffwechselstörungen und Schlaflosigkeit. Der Körper braucht Erholung, und die bleibt bei langen Tagen oft auf der Strecke.

Auch im Büro und im Homeoffice ist Dauerstress kein Fremdwort mehr. Eine aktuelle Studie zeigt: Wer viel arbeitet ist häufiger erschöpft, hat mehr Konflikte mit dem Privatleben und Schwierigkeiten, nach Feierabend abzuschalten. Die Konzentration lässt nach, die Fehler häufen sich, und ab der zwölften Stunde ist das Unfallrisiko sogar doppelt so hoch wie nach acht Stunden. Mehr arbeiten heißt also nicht automatisch besser arbeiten. Trotzdem möchte die Regierung ihr Programm durchziehen. Merz will mehr Leistung, doch Experten warnen: Ohne Pausen und Erholungsphasen steigt langfristig das Risiko von gesundheitlichen Folgen und Ausfällen. Statt Deutschland produktiver zu machen, könnte der 10-Stunden-Tag also genau das Gegenteil bewirken.