Der Mindestlohn soll in Deutschland erhöht werden. Das klingt zunächst nach einem Erfolg für viele Beschäftigte, doch bei genauerem Hinsehen bleibt dabei ein bitterer Beigeschmack.
Ein Mindestlohn von fünfzehn Euro klingt wie ein Fortschritt. Doch hinter der Debatte steckt mehr als viele ahnen. Am Ende steht eine bittere Wahrheit.
Machtkampf um den Mindestlohn: Streit ums Geld am unteren Rand
Die Entscheidung fällt bald – und sie wird Millionen betreffen. Bis Ende Juni muss die unabhängige Mindestlohnkommission ein heiß ersehntes Urteil sprechen: Steigt der Mindestlohn zum 1. Januar 2026 oder bleibt alles, wie es ist? Aktuell liegt er bei 12,82 Euro. Damit können sich viele Menschen gerade so über Wasser halten. Hinter verschlossenen Türen brodelt es gewaltig: Vor allem die Sozialdemokraten drängen intern auf eine kräftige Erhöhung auf satte fünfzehn Euro pro Stunde.
Offiziell will man sich an das halten, was die Kommission entscheidet. Doch im Hintergrund tobt der altbekannte Machtkampf: Arbeitnehmervertreter gegen Arbeitgeberverbände. Letztere schlagen bereits Alarm. Der Chef des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Oliver Zander, warnt vor schweren wirtschaftlichen Schäden, sollte der Mindestlohn tatsächlich so stark steigen. Und er ist mit seiner Sorge nicht allein. Viele weitere Arbeitgeberverbände sind ebenfalls gegen die Erhöhung.
Mindestlohn soll in Deutschland erhöht werden – trotzdem droht die Altersarmut
Die EU-Mindestlohn-Richtlinie, beschlossen im Oktober 2022, gibt klare Ziele vor. Demnach soll ein Vollzeitjob mindestens sechzig Prozent des nationalen Medianlohns bringen. Übersetzt heißt das: Der Lohn soll so hoch sein, dass ein menschenwürdiges Leben möglich ist. Klingt gut – doch was passiert, wenn der Mensch irgendwann nicht mehr arbeitet?
Und hier liegt der eigentliche Skandal: Selbst fünfzehn Euro Mindestlohn reichen nicht aus, um Altersarmut zu verhindern. Wer 45 Jahre auf diesem Niveau arbeitet, landet am Ende bei rund 1.043 Euro netto Rente – das liegt weit unter der Armutsgrenze von 1.380 Euro. Laut einer Rechnung von Focus Online müsste der Mindestlohn eigentlich über zwanzig Euro liegen, um im Alter abgesichert zu sein. Doch davon will aktuell niemand in der Politik etwas hören. Was am Ende passiert, entscheidet die Mindestlohnkommission, doch der politische und soziale Sprengstoff ist längst gezündet.