Eine Pleite oder Insolvenz tut jedem Unternehmen weh. Nun kommt es für die Schlecker-Familie aber ganz dicke, denn sie wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt. Der Fall lässt tief in deutsche Firmenpolitik blicken.
Ein einstiger Handelsriese verschwindet – und 13 Jahre später endet das letzte Kapitel mit einem Vergleich, der viele enttäuschen dürfte. Die Schlecker-Familie ereilt eine hohe Geldstrafe und das, nachdem die Insolvenz eigentlich schon lange durch ist.
Ein Imperium bröckelt – und mit ihm das Vertrauen
In den 2000er-Jahren führte kein Weg an Schlecker vorbei: Mit mehr als 50.000 Beschäftigten und über 10.000 Filialen in ganz Europa dominierte das Unternehmen den Drogeriemarkt. Der Stammsitz im schwäbischen Ehingen wurde zur Schaltzentrale eines milliardenschweren Familienbetriebs – bis 2012 alles zusammenbrach. Die Insolvenz kam nicht aus heiterem Himmel. Bereits Jahre zuvor machten Beobachter auf überhastete Expansionen, schlechte Arbeitsbedingungen und ein unflexibles Filialnetz aufmerksam. Als dann auch noch moderne Wettbewerber wie dm und Rossmann aufholten, war der Rückstand kaum noch aufzuholen.
Doch während das prägnante Schlecker-Logo nach und nach von deutschen Straßen verschwand, wurde hinter den Kulissen weiter um Macht und Geld gerungen. Die Familie, allen voran Firmengründer Anton Schlecker, seine Frau Christina sowie die Kinder Lars und Meike, rückten ins Visier der Justiz. Im Mittelpunkt stand eine dubiose Konstruktion mit der Leiharbeitsfirma Meniar. Diese hatte einst entlassene Schlecker-Mitarbeiter zu günstigeren Konditionen wieder eingestellt – ein Modell, das nicht nur arbeitsrechtlich, sondern auch moralisch für Aufsehen sorgte.
Millionen, Gerichte, Vergleich: Schlecker-Familie muss Geldstrafe zahlen
Der endgültige juristische Paukenschlag kam 2025: Ein Zivilgericht verurteilte die Familie zur Zahlung von 1,35 Millionen Euro. Hintergrund war ein Darlehen, das Meniar – obwohl längst pleite – an Schlecker vergeben hatte. Das Gericht sprach von systematischem „Geldabsaugen“ zum Nachteil der Gläubiger. Doch statt einer endgültigen Verurteilung kam es zu einem Deal. Das Oberlandesgericht Dresden erkannte mildernde Umstände an. Etwa, dass man den Kredit teilweise zurückgezahlt hat und deshalb schlug man einen Vergleich von über 800.000 Euro vor. Die Familie akzeptierte dies.
Damit enden die Verfahren rund um Schlecker nach 13 Jahren. Was bleibt, ist der fade Beigeschmack: Laut Staatsanwaltschaft könnten bis zu 25 Millionen Euro beiseitegeschafft worden sein – viel mehr, als je zurückgezahlt wurde. Ein bitteres Ende für ein einst stolzes Familienunternehmen – und für viele ehemalige Mitarbeitende eine stille Enttäuschung, die keine Bilanz ausgleicht.