Es ist einfach nur schrecklich! Nach der Hochwasserkatastrophe ist die Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz auf über 90 gestiegen.
Es sei zu befürchten, dass noch weitere Todesopfer hinzukämen, teilte die Polizei am Samstag mit. Mehr als 600 Menschen seien verletzt worden.
Diese Zahl könne sich ebenfalls noch erhöhen. Auch mehr als zwei Tage nach dem Unglück werden noch Menschen vermisst.
Die Lage in den überfluteten Gebieten sei noch immer sehr angespannt, teilte die Kreisverwaltung am Samstag mit. Rund 1300 Einsatzkräfte aus ganz Deutschland würden vor Ort helfen. Der Schwerpunkt der Katastrophe liegt in Rheinland-Pfalz im Kreis Ahrweiler.
Am Sonntag wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die vom Hochwasser betroffenen Gebiete besuchen, um sich ein Bild zu machen. Dies bestätigte die Staatskanzlei in Mainz am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Die Polizei warnte wegen der zerstörten regionalen Infrastruktur vor den Gefahren freiliegender Stromleitungen. «Unter Umständen können Stromleitungen auch noch aus mehreren Metern auch ohne direkten Kontakt lebensgefährlich sein», teilte die Polizei mit. Zudem wird der Kreisverwaltung zufolge die Polizeipräsenz aus Angst vor Plünderungen und wegen Hochwassertouristen erhöht.
In dem vom Hochwasser ebenfalls massiv betroffenen Trierer Stadtteil Ehrang sind nach der Flut die Aufräumarbeiten in vollem Gang. «Da stapeln sich die Berge von Sperrmüll», sagte ein Stadtsprecher. Erste Anwohner gingen zurück in die Häuser. «Wer da geschlafen hat, hatte kein Wasser und keinen Strom.» Betroffen sind der Stadt zufolge 670 Häuser, bei denen im Keller und Erdgeschoss fast alles zerstört wurde. Nach Einschätzung der Behörden können die ersten Bewohner aber wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.
In vielen Ortschaften sei weiterhin das Strom- und Telefonnetz ausgefallen. Angehörige, Freunde oder Bekannte, die jemanden vermissen, können sich unter der Rufnummer 0800 6565651 bei der Polizei melden. Die Hotline sei rund um die Uhr erreichbar und nehme
jeden Hinweis entgegen.
Die Polizei war auch in der Nacht nach Angaben des Präsidiums in den betroffenen Orten im Einsatz. Durch das Unwetter seien viele Straßen im Ahrtal weiterhin gesperrt oder nicht mehr befahrbar. Es wird gebeten, das Ahrtal weiträumig zu umfahren. Rettungswege müssten für Rettungskräfte frei gehalten werden, hieß es.
Die Wetterlage hat sich inzwischen entspannt. Es bleibt aber wechselhaft, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Daher könne es auch weiter zu örtlichen Gewittern mit Starkregen kommen. Erst am Wochenende sollen die Niederschläge aufhören.
Die Hochwasserkatastrophe hat nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) schwere Versäumnisse beim Klimaschutz in Deutschland offengelegt. «In den vergangenen Jahren haben wir in Deutschland vieles nicht umgesetzt, was notwendig gewesen wäre», sagte die Mainzer Regierungschefin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).
Die Landesregierung hat unterdessen die Einrichtung einer Stabsstelle Wiederaufbau beschlossen. Die Bundesregierung will in der kommenden Woche über Aufbauhilfen für Bürger und Kommunen in den Überschwemmungsgebieten entscheiden. /dpa