Derzeit fließt kein Gas durch die Pipeline Nord Stream 1. Russland hat die Lieferungen gestoppt. In Deutschland steigt dadurch der Gaspreis.
Am Montag schoss der Gaspreis in die Höhe. Am Vormittag zog der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um 72,50 Euro auf zuletzt 281 Euro pro Megawattstunde an. Das entspricht einem Plus von rund 35 Prozent gegenüber dem Preis von Freitag. Beim TTF-Kontrakt handelt es sich um die wichtigste Richtschnur für das europäische Preisniveau.
Grund für die Preissteigerung ist der erneute Stopp der russischen Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1. Gazprom, der russische Staatskonzern, hatte dies im Vorfeld angekündigt. Als Grund hierfür hatte man angegeben, dass Gazprom wegen eines technischen Defektes in der Kompressorstation Portowaja kein Gas mehr durch Nord Stream 1 leiten könne. Infolgedessen stieg der Gaspreis nach dem Lieferstopp um mehr als 30 Prozent an. Am Wochenende machte Kremlsprecher Dmitri Peskow die europäische Sanktionspolitik für den Lieferstopp verantwortlich.
„Putins Russland ist vertragsbrüchig geworden“. So kommentiert Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD die aktuelle Lage. Er äußerte sich im Rahmen der Vorstellung des dritten Entlastungspaketes dazu.
Russland ist kein zuverlässiger Energielieferant mehr
Ausgerechnet kurz vor dem Herbst bricht Russland damit als Energielieferant weg. Darauf ist Deutschland aber bereits vorbeireitet. „Wir werden durch diesen Winter kommen“, betont Olaf Scholz.
Zuletzt waren die Preise für Erdgas nach einem Höchststand sogar gefallen, denn die Speicher in Europa ließen sich schneller auffüllen als geplant. Ende des Jahres 2021 hatte Erdgas noch weniger als 100 Euro je Megawattstunde. Doch seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges hat sich die Situation komplett gewandelt. Zwar suchen Deutschland und ganz Europa seither nach anderen Gaslieferanten, doch das dauert. Im Gespräch sind derzeit Kanada oder der Wüstenstaat Katar.
Deutschland hat erste Maßnahmen getroffen
Mittlerweile erhält Deutschland bereits deutlich mehr Gas aus anderen Ländern, darunter Norwegen, Belgien und die Niederlande. Ob das nächste Speicherziel dadurch aber erreichbar ist, ist noch unklar. Denn derzeit wird noch immer Gas von Nord-Stream benötigt.
Zumindest werden die Speicher weiter befüllt. Das hatte Sebastian Bleschke, der Geschäftsführer des Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (INES), am Freitagabend angekündigt. . Für ihn steht fest: „Sollte der komplette Ausfall russischer Gastransporte sich bis in den November fortsetzen, wird ein Erreichen des 95-Prozent-Ziels allerdings große Anstrengungen erfordern“.