Schulkrise: Jeder dritte Schüler scheitert an einfacher Mathematik

Ein männlicher Schüler, der vor seinen Mitschülern und seiner Lehrerin in einem modernen Klassenzimmer vor der Tafel eine Präsentation hält.
Symbolbild © imago/imagebroker

Jeder dritte Schüler in Deutschland scheitert inzwischen an einfachster Mathematik – ein alarmierendes Signal für unser Bildungssystem. Experten warnen: Wenn jetzt nichts passiert, droht eine ganze Generation den Anschluss zu verlieren.

Schockierende Zahlen aus Deutschlands Klassenzimmern: Immer mehr Jugendliche scheitern an einfachster Mathematik – mit fatalen Folgen für ihre Zukunft.

Studie deckt auf: Jeder dritte Schüler scheitert an Mathematik

Deutschlands Schüler rutschen in Mathe und Naturwissenschaften immer weiter ab – und das quer durch alle Schulformen. Was früher als Grundwissen galt, bringt heute viele Jugendliche an ihre Grenzen: Prozentrechnen, einfache Gleichungen oder geometrische Grundbegriffe – Aufgaben, die jeder Neuntklässler eigentlich beherrschen sollte. Doch laut dem am Donnerstag (16. Oktober) vorgestellten IQB-Bildungstrend 2024 erreichen ganze 34 Prozent der Neuntklässler nicht einmal das Mindestniveau für die Mittlere Reife. Vor sechs Jahren waren es noch 24 Prozent. Der Trend zeigt klar nach unten.

Laut der Studie betrifft der Leistungsabfall alle Schulformen und sozialen Schichten. Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen liegen dabei noch im oberen Leistungsdrittel. Schlusslichter sind Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland. Warum die Leistungen so drastisch eingebrochen sind, kann die Studie nicht abschließend erklären. Doch die Vermutungen liegen auf der Hand: Lange Schulschließungen während der Corona-Pandemie, Unterrichtsausfall und fehlende digitale Ausstattung haben bei vielen Schülern tiefe Lücken hinterlassen. Hinzu kommen veränderte Schülerstrukturen – mehr Kinder mit Migrationshintergrund, größere Unterschiede im sozialen Umfeld und steigende psychische Belastungen durch globale Krisen. Viele Jugendliche erleben dadurch ein erhöhtes Maß an Ängsten und Unsicherheiten. Auch das Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften gehe spürbar zurück.

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Corona, Krisen, Kompetenzverlust – Lehrer unter Druck

Bildungsexperten schlagen Alarm: Um den Rückstand aufzuholen, brauche es dringend bessere Sprachförderung, gezielte Integrationsprogramme und qualifizierte Lehrkräfte. Zu viele Quereinsteiger stünden derzeit ohne ausreichende pädagogische Ausbildung vor den Klassen. Doch die Schule allein könne das Problem nicht lösen – nötig sei ein Zusammenspiel von Familien, Kitas, Schulen und Jugendhilfe.

Auch Schülervertreter sehen Reformbedarf. Der Landesschülersprecher der Gymnasien in Schleswig-Holstein, Eschel Johan Ewert, fordert etwa neue Unterrichtsfächer wie Verbraucherbildung, in denen junge Menschen lernen, wie man eine Steuererklärung ausfüllt oder für die Rente vorsorgt. Die jetzige Palette decke nicht mehr alle Lebensbereiche ab. Eines steht fest: Wenn bald jeder dritte Jugendliche an Grundrechenarten scheitert, steht das Bildungssystem vor einer gewaltigen Aufgabe.