Seit 1863: Ältester Schuh-Betrieb in Deutschland geht insolvent

Zahlreiche Schuhleisten sind in einer traditionellen Schuhfabrik aufgereiht. Sie sind auf einem Fabrikband angebracht und laufen diverse Produktionsschritte in der Werkhalle bis zur Fertigstellung ab.
Symbolbild © istockphoto/Nordroden

Das Sterben der Mittelständler und Traditionsbetriebe im Land geht ungehindert weiter. Nun ist auch der älteste Schuh-Betrieb in Deutschland insolvent, obwohl es ihn schon seit beinahe zwei Jahrhunderten gibt.

Die älteste deutsche Schuhmanufaktur steht vor einer Zerreißprobe. Als ältester Schuh-Betrieb in Deutschland ist das traditionsreiche Geschäft in die Krise gerutscht: Es ist offiziell insolvent. Dennoch gibt es Aussichten, wie es weitergehen könnte.

Ein Relikt vergangener Zeit vor dem großen Umbruch: Wohin mit der Schuhfabrik in einem globalisierten Markt?

Die Carl Semler Schuhfabrik aus Pirmasens blickt auf eine lange und stolze Geschichte zurück. Gegründet 1863 vom damals 23-jährigen Schuhmacher Carl Semler, zählt das Unternehmen zu den letzten Relikten der einst florierenden “Schuhstadt” Pirmasens. Doch nun erschüttern wirtschaftliche Herausforderungen das Traditionshaus, mit denen derzeit auch viele andere Handwerksbetriebe zu kämpfen haben. Die Gründe für die Krise liegen in einer schwachen Nachfrage, gestiegenen Produktionskosten und der globalen Konkurrenz, die vor allem mittelständischen Betrieben zusetzt.

Trotz finanzieller Schieflage möchte das Unternehmen aber seine Produktion mit 250 Mitarbeitenden in Deutschland und Ungarn fortsetzen. Immerhin sind die Löhne für die ersten drei Monate des Jahres durch Insolvenzgeld abgesichert. Der Betrieb produziert weiterhin rund 1.000 Paar Damenschuhe pro Tag. Das ist definitiv ein klares Signal dafür, dass man an die eigene Zukunft glaubt.

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Eigenverwaltung: Ein mutiger Schritt zur Rettung

Die Entscheidung für ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ermöglicht es der Geschäftsführung der Carl Semler Schuhfabrik, die Kontrolle über das Unternehmen zu behalten. Unterstützt durch den Sanierungsexperten Lukas Eisenhuth und den vorläufigen Sachwalter Dennis Blank, wird ein Plan entwickelt, der nicht nur die Fortführung der Produktion, sondern auch die Stabilität der Arbeitsplätze zum Ziel hat.

Das Verfahren bringt dabei viele Vorteile mit sich: Es wird oft als weniger belastend für den Ruf eines Unternehmens angesehen und bestehende Geschäftsbeziehungen können stabil bleiben. Allerdings ist eine präzise Umsetzung essenziell. Durch eine geschickte Verbindung aus handwerklichem Können, innovativen Strategien und der traditionsreichen Markenstärke könnte Semler wieder Fuß fassen. Mit Blick auf die Zukunft steht fest: Die nächsten Monate entscheiden nicht nur über das Schicksal eines Unternehmens, sondern auch über den Erhalt eines Stücks deutscher Industriegeschichte.