Immer mehr Insolvenzen und Werkschließungen plagen den Wirtschaftsstandort Deutschland. Nun geht auch der Handelsgigant Otto einen umstrittenen Schritt: Der Onlinehändler schließt mehrere Standorte und kündigt viele Arbeiter.
Wie viele andere Konzerne in Deutschland setzt nun auch Otto den Rotstift an: Der Online-Gigant kündigt knapp 500 Arbeiter. Diese Maßnahme soll den geplanten Strukturwandel im Unternehmen unterstützen.
Massenentlassung bei Otto: Wichtiger Bereich im Umbruch
Der traditionsreiche Versandhändler Otto setzt drastische Maßnahmen um und strukturiert seinen Kundenservice grundlegend um. Dies geht nicht ohne Verluste in der Belegschaft. Die zunehmende Digitalisierung des Handels stellt schließlich derzeit viele Unternehmen vor neue Aufgaben. Auch Otto sieht sich gezwungen, seine Strukturen anzupassen. Besonders der klassische telefonische Kundenservice verliert an Bedeutung. Kunden setzen verstärkt auf digitale Kommunikationswege wie Apps, Chatbots und Self-Service-Angebote, während telefonische Anfragen in den letzten fünf Jahren um 30 Prozent zurückgegangen sind. Telefonische Bestellungen machen mittlerweile nur noch ein Prozent des gesamten Auftragsvolumens aus.
Diese Entwicklung führt dazu, dass Otto weitreichende Veränderungen bei seinen Callcentern vornimmt. Die Schließungen am 31. August 2025 betreffen die Standorte Alzenau, Bad Salzuflen, Bochum, Niederzier, Kassel, Leipzig, Stuttgart und Nürnberg. Künftig verbleiben Callcenter nur noch in Magdeburg, Neubrandenburg, Hamburg, Dresden und Erfurt, ergänzt durch externe Partner. Dieser Umbruch verdeutlicht, wie tiefgreifend sich der Kundenservice im Onlinehandel verändert und welche Bedeutung digitale Lösungen inzwischen einnehmen. Für viele Hundert Mitarbeiter bedeutet dieser Entschluss allerdings nichts Gutes.
Ungewisse Zukunftsaussichten bei Otto, doch Mitarbeitern bleibt eine schwere Wahl
Rund 480 Mitarbeiter stehen nach der Entscheidung von Otto und den Standortschließungen vor dem Aus. Ihnen bleibt nur die Wahl zwischen einer Abfindung oder einem Wechsel in eine Transfergesellschaft. Wer sich für die Abfindung entscheidet, kann bis zu 110.000 Euro erhalten – allerdings abhängig von der individuellen Situation. Alternativ können die Betroffenen für bis zu ein Jahr in die Transfergesellschaft wechseln und dort 80 Prozent ihres bisherigen Nettogehalts beziehen, jedoch mit einer geringeren Abfindungssumme.
Doch die Einsparungen im Kundenservice sind erst der Anfang. Otto plant, im Geschäftsjahr 2025/26 zusätzliche 80 Millionen Euro einzusparen. Wo genau diese Kürzungen ansetzen, bleibt bislang unklar. Experten sehen jedoch eine klare Richtung: Der Onlinehandel wird konsequent auf digitale Prozesse umgestellt und traditionelle Strukturen weichen effizienteren, automatisierten Lösungen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dieser Sparkurs Otto langfristig stabilisieren kann – oder ob weitere drastische Maßnahmen folgen.