
Die Finanzämter wollen die Steuererklärung übernehmen – bald könnten Bürger nur noch abnicken, während die Behörden alles vorbereiten. Doch Experten warnen vor finanziellen Hindernissen und Gefahren.
Das Finanzamt will die Steuererklärung selbst übernehmen – Bürger sollen nur noch prüfen und bestätigen. So könnte das Ende der Zettelwirtschaft aussehen.
Finanzamt macht es selbst: Steuerzahler sollen nur noch abnicken
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Nie wieder Formularchaos, kein ELSTER-Stress, keine Zahlenakrobatik – das Finanzamt übernimmt! In mehreren Regionen Deutschlands laufen derzeit Tests, bei denen die Behörden den Steuerzahlern bereits fertige Erklärungen zuschicken. Der Clou: Die Bürger müssen diese nur noch bestätigen oder ergänzen.
Den Anfang machte das Finanzamt Kassel. Dort erhielten einige Steuerpflichtige schon im Sommer einen Brief mit einem vorgefertigten Steuerbescheid. Statt mühsam Belege zu sortieren, mussten sie nur noch prüfen, ob alles stimmt – fertig. Auch Bayern denkt groß: Das Bundesland drängt auf eine App, mit der sich die Steuererklärung per Smartphone in wenigen Klicks erledigen lässt. Über die bekannte Plattform ELSTER sollen künftig alle Daten automatisch eingespielt werden. Klingt nach digitaler Revolution – doch Experten warnen vor Risiken.
Experten schlagen Alarm: Hohe Gefahr, zu viel Steuern zu zahlen
Die Lohnsteuerhilfe Bayern mahnt: So bequem der Service klingt, so gefährlich könne er sein. Denn viele individuelle Ausgaben – etwa für Beruf, Heim oder Kinder – kennt das Finanzamt schlicht nicht. Wer sich blind auf die Vorschläge verlässt, könnte bares Geld verschenken. Bereits Mitte 2026 könnte bundesweit der Startschuss für einen ersten Anwenderkreis fallen – vorausgesetzt, die übrigen Bundesländer machen mit. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD findet sich die Idee ebenfalls wieder: Pauschalen sollen das System vereinfachen, vorausgefüllte und automatisierte Erklärungen die Bürger entlasten.
Schon ab dem 1. Januar 2026 sollen Steuerbescheide grundsätzlich elektronisch bereitgestellt werden – ganz ohne Papierpost, außer man widerspricht ausdrücklich. Wer jetzt aufatmet, sollte sich aber nicht zu früh freuen. Denn: Auch wenn das Finanzamt womöglich bald vorarbeitet, bleibt am Ende eines bestehen – die Verantwortung für die Richtigkeit der Daten trägt weiterhin der Steuerzahler selbst.














