
Manchmal kommt es ganz dicke und aus heiterem Himmel. Nun verschwindet ein weiteres Traditionsgeschäft aus einer deutschen Großstadt und hinterlässt bei den Einwohnern eine große Lücke.
Klassische Handwerksbetriebe, Traditionsbäcker und Familienbetriebe braucht jede deutsche Stadt. Nur leider verschwinden sie zunehmend aus dem Stadtbild und hinterlassen große Lücken. Nun verschwindet erneut ein Traditionsgeschäft aus einer deutschen Großstadt, was viele Einwohner und Touristen durchaus sehr verwundert.
Einhundert Jahre Geschichte: Ende einer kulinarischen Besonderheit in Essen
Essen erlebt gerade schwierige Zeiten, denn die Stadt wird um einen besonderen Ort ärmer. Mit der Schließung der traditionsreichen Konditorei Geene/Fritsche geht in Essen-Steele ein langjähriges Kapitel zu Ende. Seit 1903 hatte sich die familiengeführte Bäckerei als feste Größe etabliert und ab 1911 den Standort an der Bochumer Straße belebt. Generationen von Essenern schätzen die handwerklich gefertigten Backwaren und die charmante Café-Atmosphäre, die das Geschäft auszeichnete. Im Februar 2025 endet die Ära, was sowohl Stammkunden als auch gelegentliche Besucher zutiefst bedauern. Während große Ketten immer mehr das Bild der Innenstädte prägen, bot Geene/Fritsche eine einzigartige, unverwechselbare Anlaufstelle für alle, die traditionelles Backhandwerk und regionale Qualität zu schätzen wissen. Etwas, was es heutzutage nur noch selten so gibt.
Die Konditorei war dabei vor allem für ihre Vielfalt bekannt. Von täglich frisch gebackenen Natursauerteigbroten über wechselnde Sorten Brötchen bis zu aufwändigen Küchlein, Kuchen und Torten reichte das Angebot. Sowohl Freunde von herzhaften als auch süßen Leckereien machte man hier glücklich. Die vierte Generation der Betreiberfamilie sorgte dafür, dass hier nicht nur mit Handwerk, sondern auch mit viel Herz gearbeitet wurde. Und das sogar am Sonntag, wo die Konditorei ebenfalls ihre Pforten für hungrige Besucher öffnete. Der Leitsatz „Mit Herz und Hand“ spiegelte das Engagement der Familie wider, ein Versprechen an die Kunden, das Generationen mit kulinarischen Erinnerungen bereicherte. Die regelmäßigen Gäste und Anwohner in Steele verlieren mit der Schließung also nicht nur einen besonderen Ort, sondern auch das Gefühl von Vertrautheit und Beständigkeit.
Ärger um den Pachtvertrag verhindert weiteren Betrieb
Der Grund für die Schließung ist nüchtern, was es aber nicht weniger dramatisch macht. Der Verkauf des Gebäudes und Uneinigkeiten über den Pachtvertrag machten eine Fortführung des Geschäfts unmöglich. Leider konnten sich auch der neue Eigentümer und die Betreiberfamilie auf keine Bedingungen einigen, sodass die Schließung letztlich unausweichlich wurde. In sozialen Netzwerken wie Facebook teilen die Bewohner deshalb emotional und mit Wehmut ihre Enttäuschung. Doch es werden auch kritische Stimmen laut, die den Verlust von traditionellen Handwerksbetrieben im Stadtbild bedauern. Schließlich prägen immer mehr Bäckerei- und Caféketten die Fußgängerzonen Deutschlands, während Orte wie Geene/Fritsche, die das Flair eines alten Handwerks bewahren, eine Seltenheit geworden sind.
Die Schließung der traditionellen Konditorei zeigt, wie fragil solche Betriebe in der heutigen wirtschaftlichen Realität geworden sind. Lokale Vereine und Stadtplaner könnten sich intensiver dafür einsetzen, solche besonderen Betriebe zu fördern und langfristig zu erhalten. Denn diese kleinen Geschäfte bieten mehr als nur Brot und Torten. Sie stärken das Gemeinschaftsgefühl, schaffen eine Identität und heben die ganze Stadt und einzelne Viertel von der Einheitsstruktur der Großstädte ab. Geene/Fritsche wird zwar seine Türen schließen, doch vielleicht inspiriert dieser Verlust die Stadt, dem Erhalt lokaler Traditionsbetriebe künftig mehr Aufmerksamkeit zu widmen.














