Trotz Arbeit: Immer mehr Menschen müssen Bürgergeld beziehen

Ein älterer Mann mit grau-weißen Haaren ist in orangefarbene Arbeitssachen mit schwarz-weißen großen Stiefeln gekleidet und schiebt eine schwarze Mülltonne. Er arbeitet als Müllmann. An der Abfalltonne hängen Tüten und ein Eimer sowie ein Besen.
Symbolbild © istockphoto/ AlexLinch

Damit hätte bei der Einführung dieser sozialen Hilfe wohl keiner gerechnet. Denn trotz Arbeit müssen scheinbar immer mehr Menschen Bürgergeld beziehen, weil sie ansonsten kaum noch über die Runden kommen.

Preise und Mieten steigen an und auch Rohstoffe wie Öl und Gas werden teurer. So müssen immer mehr Menschen auf ihr Geld schauen und sogar beziehen, obwohl sie eigentlich eine Arbeit haben.

Wenn der Lohn nicht reicht: Das stille Problem hinter den Zahlen

Arbeit sollte eigentlich finanzielle Sicherheit bieten. Doch für viele Menschen in Sachsen ist das nicht die Realität. Ende 2024 mussten rund 37.000 Erwerbstätige Bürgergeld beziehen, um über die Runden zu kommen. Besonders betroffen sind Beschäftigte in der Gastronomie, im Lebensmittelhandel, in der Logistik und in der Gebäudereinigung. Doch es trifft nicht nur Teilzeitkräfte oder Minijobber. Selbst Menschen mit sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung stehen vor dem Problem, dass ihr Einkommen nicht ausreicht.

Ein besonders bedrückender Aspekt: Mehr als 2.000 Auszubildende mussten zusätzlich Bürgergeld beantragen. Wer eine Ausbildung macht, investiert in die eigene Zukunft – doch wenn das Einkommen nicht einmal für die Gegenwart reicht, verliert dieser Weg an Attraktivität. Die Folgen könnten langfristig gravierend sein, denn ein Mangel an Fachkräften ist bereits in vielen Branchen Realität. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielschichtig. Neben geringen Löhnen spielt auch die steigende Inflation eine Rolle. Die Preise für Mieten, Energie und Lebensmittel sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.  Vorrangig Menschen in Großstädten geraten dadurch finanziell unter Druck. Hinzu kommt, dass in vielen Branchen Tarifverträge kaum noch greifen oder Arbeitgeber bewusst auf tarifliche Bezahlung verzichten.

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Bürgergeld trotz Arbeit: Warum ein Bundesland kein Niedriglohnland bleiben darf

Dass der Staat einspringen muss, um niedrige Löhne auszugleichen, sorgt für Diskussionen. Kritiker bemängeln, dass letztlich die Steuerzahler Unternehmen subventionieren, die nicht ausreichend zahlen. Arbeitgeber profitieren, während Arbeitnehmer auf Hilfe angewiesen sind. Diese Schieflage sorgt für politischen Druck, denn die Forderungen nach höheren Löhnen werden immer lauter.

Ein Lösungsansatz könnte ein neues Vergabegesetz sein, das öffentliche Aufträge an faire Bezahlung koppelt. Auch eine stärkere Tarifbindung könnte helfen, damit Unternehmen nicht länger ungehindert Dumpinglöhne zahlen. Ein höherer Mindestlohn allein wird das Problem kaum lösen, wenn nicht gleichzeitig die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Fest steht: Solange Vollzeitbeschäftigung nicht aus der finanziellen Unsicherheit führt, bleibt Sachsen in der Niedriglohnfalle.