Voller Keime: Nächste Gemeinde muss Trinkwasser abkochen

Eine Frau hält in einer Spüle ein Glas unter den geöffneten Wasserhahn. Das Leitungswasser läuft heraus und sprudelt in das Glas. Im Hintergrund ist verschwommen eine Küche zu sehen.
Symbolbild © istockphoto/mheim3011

Auf die Wasserqualität kann man sich in Deutschland leider nicht mehr immer und überall verlassen. Nun muss die nächste Gemeinde den Bürgern zum Abkochen des Trinkwassers raten. Denn es ist voller Keime.

Sauberes Wasser ist in Deutschland eigentlich kein Luxus und sollte überall verfügbar sein. Immer wieder kommt es aber doch anders. Nun muss die nächste Gemeinde ihr Trinkwasser, das voller Keime zu sein scheint, abkochen.

Ein Chlorgeruch liegt in der Luft und macht viele nervös

Seit Freitagmittag riecht das Leitungswasser in Lindenberg anders – leicht chemisch. Rund 12.000 Menschen in der Westallgäuer Stadt erleben derzeit eine Maßnahme, die den Alltag verändert: Das Trinkwasser wird vorsorglich gechlort. Noch ist unklar, wie lange das nötig bleibt. Auffällig: Die Stadtwerke reagieren schnell, doch erklären sie, dass kein Grund zur Panik bestehe. Der Auslöser liegt in einer Routinekontrolle. An einem der Wassereingänge eines Unternehmens entdeckten Techniker einen Keim. Die betroffene Leitung versorgt zwar nicht direkt alle Haushalte, doch der Fall reicht aus, um das komplette Netz mit Chlor anzureichern.

Eine bekannte Methode, die in Deutschland mehrfach erfolgreich zum Einsatz kam. Für den menschlichen Organismus stellt das Chlor in der aktuellen Konzentration laut Experten keine Gefahr dar. Trotzdem gilt: Wasser, das für Getränke oder rohe Speisen genutzt wird, sollte unbedingt abgekocht werden. Gerade für ältere Menschen, Kleinkinder oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist diese Vorsichtsmaßnahme ratsam. 

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Keime belasten Gemeinde und ihr Trinkwasser – was jetzt auf dem Spiel steht

Der entdeckte Keim heißt Escherichia coli, kurz E.coli. Er deutet auf eine fäkale Verunreinigung hin – ein deutliches Warnsignal in der Trinkwasserversorgung. E.coli kann bei Menschen unter anderem Magen-Darm-Erkrankungen auslösen. Die Behörden in Lindenberg vermuten den Ursprung außerhalb des Rohrnetzes, möglicherweise durch einen Zwischenfall auf einer Baustelle. Noch lässt sich das nicht sicher sagen. Um die Ursache zu finden, nehmen die Stadtwerke ab Montag weitere Proben an verschiedenen Stellen. Erst wenn drei aufeinanderfolgende Tests keine Keime mehr zeigen, endet die Chlorung und damit auch die Abkochanweisung.

Bis dahin gilt erhöhte Aufmerksamkeit. Zwar kann man mit dem Wasser duschen oder sich die Hände waschen, doch beim Verzehr ist Vorsicht angesagt. Ein nützlicher Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte Wasser mindestens drei Minuten sprudelnd abkochen und dann zehn Minuten abkühlen lassen. Solche Maßnahmen gehören inzwischen zu einem geübten Notfallplan vieler Kommunen. Die Erfahrung zeigt: Eine schnelle, transparente Kommunikation ist der Schlüssel, damit das Vertrauen der Bürger nicht verloren geht – auch wenn der Wasserkocher vorerst öfter zum Einsatz kommt.