„Wie Covid“: Gefährliche Seuche breitet sich in Deutschland aus

Auf dem Bild stehen zahlreiche Personen in grünen Schutzanzügen, Gummistiefeln, Masken und Handschuhen draußen im Wald. Sie wirken wie ein Einsatzteam, vermutlich bei einer Übung oder Notfallmaßnahme.
Symbolbild © imago/Markus Matzel

Eine gefährliche Tierseuche breitet sich in Deutschland aus: Sie befällt Rinder, Schafe und Ziegen, sorgt für hohe Verluste auf den Höfen – und erinnert fatal an Covid.

Eine neue Seuche versetzt Landwirte in Angst und Schrecken: Sie befällt ganze Tierbestände – und erinnert Experten fatal an die Corona-Pandemie.

Blau gefärbte Zungen und tote Kälber

Zuerst waren es nur vereinzelte Fälle – doch jetzt greift eine tückische Krankheit immer weiter um sich. Seit zwei Jahren breitet sich ein Virus in deutschen Ställen aus, das vor allem Rinder, Schafe und Ziegen befällt. Innerhalb weniger Monate hat es nun auch Bayern erreicht: In dem Landkreis Dingolfing-Landau schlug das Virus zuletzt zu. Dort wurde in einem Rinderbestand der Erreger entdeckt. Für Menschen besteht keine Gefahr. Fleisch, Milch und Milchprodukte kann man bedenkenlos verzehren. Doch für die betroffenen Tiere kann die Krankheit tödlich enden. Übertragen wird das Virus nicht etwa von Tier zu Tier, sondern durch blutsaugende Insekten, hauptsächlich Mücken.

Die Symptome sind erschreckend: Fieber, Schwellungen an Kopf und Gliedmaßen – und manchmal eine blau verfärbte Zunge, die der Seuche ihren Namen gibt: Blauzungenkrankheit. Sie ist hochgefährlich für Wiederkäuer. Besonders Rinder leiden stark, viele geben deutlich weniger Milch, und jedes vierte Kalb von infizierten Mutterkühen kommt tot oder missgebildet zur Welt. Laut Fachleuten liegt die Dunkelziffer weit höher, als offizielle Zahlen vermuten lassen. Denn viele Fälle werden gar nicht gemeldet. Bundesweit sind inzwischen rund 18.000 Infektionen bekannt – Tendenz steigend. Inzwischen wurde auch in Baden-Württemberg der erste Fall seit 2019 bestätigt. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm: Im vergangenen Jahr belief sich der Verlust für Tierhalter auf rund 30 Millionen Euro, berichtet die Vereinigte Tierversicherung (VTV).

Lesen Sie auch
Wehrdienst: Generation Z verliert langsam Vertrauen in die Politik

„Eine Krankheit wie Covid“

Landestierarzt Paolo Zambotto zieht einen drastischen Vergleich: „Das ist eine Krankheit wie Covid. Mit der müssen wir einfach leben“. Wie beim Coronavirus gibt es auch bei der Blauzungenkrankheit asymptomatische Verläufe – Tiere können also infiziert sein, ohne sichtbare Anzeichen zu zeigen.

Vor allem im Spätsommer und Herbst droht höchste Ansteckungsgefahr. Hohe Temperaturen und feuchte Witterung lassen die Mückenpopulation explodieren. Landwirte sollen die ruhigere Zeit im Winter nutzen, um ihre Tiere zu impfen. Über 10.500 Landwirte mit Ertragsausfallversicherung haben bereits Entschädigungsanträge gestellt. Für viele von ihnen ist die Seuche längst mehr als nur ein Tierproblem – sie ist eine existenzielle Bedrohung.