Zu wenig Geld: Über 1 Millionen Rentner sollen bald arbeiten gehen

Ein alter Mann trägt Kisten in einem Lager. Überall in der Halle stapeln sich Pakete. Der Mann im Rentenalter trägt eine blaue Weste und einen weißen Arbeitshelm. Er ist sichtlich angestrengt und erschöpft vom Arbeiten.
Symbolbild © istockphoto/Halfpoint

Immer mehr Rentner sollen nach dem Willen der Bundesregierung über das reguläre Rentenalter hinaus arbeiten. Dass dies auf geteilte Meinungen stößt, kann man sich denken.

Auch, wenn man sein ganzes Arbeitsleben lang in die Rentenkasse eingezahlt hat, sollen Rentner jetzt trotzdem noch länger arbeiten gehen. So wünscht es sich zumindest die Regierung. Insgesamt will man 1,4 Millionen Ruheständler zum Weiterarbeiten motivieren.

Aktivierung statt Ruhestand: Die Pläne der Ampel-Koalition

Verlockend klingt das nun wirklich nicht. Zwar haben zu viele Rentner zu wenig Geld. Doch nach jahrzehntelanger Arbeit hat man sich seinen Ruhestand wirklich verdient. Die Ampel-Koalition möchte jedoch gegensteuern und ältere Menschen dazu bringen, auch im Ruhestand weiter beruflich aktiv zu bleiben. Aber wieso eigentlich? Einmal mehr liegt die Antwort im Fachkräftemangel. Unter diesem leidet Deutschland zwar bereits, doch in den kommenden Jahren wird dieser noch sehr viel schlimmer werden. Und deshalb sollen Rentner wieder arbeiten gehen? In gewisser Weise trifft das zu. Dennoch hat sich die Ampel ein paar Punkte überlegt, um die Pensionäre wieder zur Arbeit zu animieren. Die meisten dieser Reformen in spe sind zum jetzigen Zeitpunkt noch Vorschläge. Aber sie richten sich ganz klar an Menschen zwischen 55 und 70 Jahren.

Während die Bevölkerung altert, kommen immer weniger junge Arbeitskräfte nach, weshalb nun der Plan lautet, dass sogenannte “aktivierte Arbeitnehmer” – also Rentner – wieder zur Arbeit gehen. Dabei handelt es sich im Übrigen überwiegend um Vollzeitstellen! Schätzungen der Bertelsmann-Stiftung gehen davon aus, dass man bis zum Jahr 2035 circa 1,4 Millionen Vollzeitstellen durch ältere Arbeitnehmer besetzen kann. Somit würde man nicht nur Lücken am Arbeitsmarkt füllen, sondern obendrauf das Rentensystem entlasten. Damit dies gelingt, plant die Regierung zum Beispiel die Rentenaufschubprämie. Wer nach Erreichen des Rentenalters mindestens ein Jahr in seinem Beruf bleibt, soll eine Einmalzahlung in Höhe der Rente, die man sonst bekommen hätte, erhalten. Auch die entfallenden Krankenversicherungsbeiträge, welche die Rentenkasse in dieser Zeit spart, will man anrechnen. Alternativ können Rentner aber auch weiterhin ihre Pension durch längeres Arbeiten dauerhaft erhöhen.

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Arbeitende Rentner als Antwort auf den Fachkräftemangel

Die Pläne stoßen jedoch auf Kritik, und das nicht nur in der Bevölkerung. Die Gewerkschaften befürchten beispielsweise, dass wohl kaum alle älteren Arbeitnehmer gesundheitlich in der Lage sind, länger zu arbeiten. Mit diesen Extra-Anreizen will die Ampel dem Fachkräftemangel begegnen. Und solche Belohnungen können für einige Menschen auch genau das Richtige sein. Doch um die massiven steigenden Probleme des deutschen Arbeitsmarktes zu lösen, braucht es mehr, als weitere Rentner zurück zur Arbeit schicken zu wollen.