Deutsche Bauern sind verzweifelt – „Verrottet auf unseren Feldern“

Eine landwirtschaftliche Szene mit einem grünen Traktor auf einem Feldweg. Eine Person fährt den Traktor, während im Hintergrund zwei weitere Menschen auf einem angehängten Gerät arbeiten.
Symbolbild © imago/Harald Dostal

In Niedersachsen verrotten derzeit tonnenweise Kartoffeln auf den Feldern. Deutsche Bauern sind fassungslos über den Preisverfall, der ihre Arbeit entwertet, und kämpfen mit den Folgen einer gewaltigen Überproduktion.

In Deutschland verrotten tonnenweise Kartoffeln auf den Feldern – ein Symbol der Krise, die viele Bauern in diesem Jahr an ihre Grenzen bringt.

Wenn die Ernte teurer ist als Nichtstun

Wer derzeit über das niedersächsische Land fährt, reibt sich die Augen: Auf vielen Äckern bleiben tonnenweise Kartoffeln einfach liegen. Kein Erntetraktor, keine Kisten, keine Bewegung – stattdessen verfärbt sich die einst goldene Knolle im Boden langsam braun. Die Wahrheit dahinter zeigt, wie hart die Lage für viele Bauern geworden ist. Kartoffeln gibt es in diesem Jahr im Überfluss – zu viele, um sie überhaupt noch verkaufen zu können. Die Folge: Die Preise sind so stark gefallen, dass das Ernten für viele Landwirte schlicht keinen Sinn mehr ergibt.

Während Stärkekartoffeln und Industriekartoffeln oft vertraglich an Abnehmer gebunden sind, landen Speisekartoffeln auf dem freien Markt. Und genau dort herrscht derzeit ein Preisverfall, der vielen Höfen das Genick zu brechen droht. In den vergangenen Jahren galt die Kartoffel noch als lukrative Alternative – viele Landwirte haben ihre Anbauflächen vergrößert. Doch 2025 wurde der Markt regelrecht überschwemmt. Verstärkt wird die Misere durch gute Erträge: Trotz des wechselhaften Wetters fiel die Ernte üppig aus – rund 6,4 Millionen Tonnen Kartoffeln kamen in Niedersachsen zusammen, etwa 200.000 Tonnen mehr als im Vorjahr.

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Überfluss hier – Mangel dort

Während in Niedersachsen die Knollen im Boden verrotten, stehen Verbraucher am anderen Ende der Welt vor leeren Regalen: In Australien sind Kartoffeln Mangelware. Dort hat das Wetter die Ernte fast vernichtet – die wenigen verfügbaren Kartoffeln sind teuer und voller Schalenfehler. Ein absurdes Bild in Zeiten globaler Märkte: Hier zu viel, dort zu wenig.

Gleichzeitig verändert sich der Konsum in Deutschland. Frischkartoffeln landen immer seltener auf dem Teller; stattdessen greifen viele lieber zu Pommes, Chips oder Tiefkühlpüree. Besonders die jüngere Generation hat die klassische Kartoffel fast vergessen – Kochen mit frischen Knollen? Für viele ein Rätsel. Für die deutschen Bauern ist das ein fatales Signal. Was früher als Gold der Erde galt, wird heute zur Last. Und so bleibt auf vielen Feldern nur die bittere Erkenntnis: Die Kartoffel – einst Symbol für Fleiß und Heimat – verrottet in diesem Jahr im Boden.