Tierpark Oberwald: Einblicke in die Welt der Tiere in Karlsruhe

1965 wurde der Tierpark Oberwald gegründet, um für die Bundesgartenschau 1967 im Karlsruher Zoo und Stadtgarten Raum zu schaffen. Mittlerweile hat er sich zu einer festen Größe in den Kultur- und Erholungsangeboten der Stadt entwickelt.
Symbolbild © istockphoto/ChrisBoswell

Im stadtnahen Erholungswald in Karlsruhe sind auf 16 Hektar wetterbeständige Wildtiere angesiedelt, die man jederzeit kostenfrei besuchen kann. Im Tierpark Odenwald darf man vieles, was in Zoos für gewöhnlich nicht gestattet ist: Radfahren und den Hund an der Leine mitführen zum Beispiel. Aber was in der Zweigstelle des Zoos Karlsruhe absolut verboten ist, ist das Füttern der Wildtiere. Was sonst noch besonders ist am Tierpark Oberwald, erfahren Sie hier.

Aus der Not geboren: der Tierpark Oberwald

Als 1965 der Tierpark Oberwald im stadtnahen Erholungswald nahe Karlsruhe entstand, geschah dies aus einem einfachen Grund: Die Bundesgartenschau sollte 1967 in der Fächerstadt stattfinden und im Karlsruher Zoo und Stadtgarten musste Platz für das Ereignis geschaffen werden. Also wurden 16 Hektar Wald zu weitläufigen Freigehegen umgestaltet und wetterbeständige Wildtiere aus gemäßigten und kalten Zonen in ihren natürlichen Lebensraum entlassen, darunter Damhirsche, Elche und Wisente.

Ursprünglich sollten die Tiere damals nur übergangsweise umziehen. Heute ist die damalige Notlösung zu einem festen Bestandteil der Kultur- und Erholungsstätten Karlsruhes geworden – ein Ort, an dem alle herzlich willkommen sind, die dort lebenden Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.

Nicht nur heimische Arten: die Tierwelt im Tierpark Oberwald

Wer die Wildtiere im Karlsruher Stadtwald sehen will, braucht manchmal etwas Geduld. Zwar sind die Gehege so gestaltet, dass es möglich ist, die Bewohner in nahezu natürlicher Umgebung zu beobachten – allerdings sind die Gehege auch so angelegt, dass die Tiere Rückzugsmöglichkeiten haben. Um sicherzustellen, dass es den Tieren gut geht, sind Mitarbeiter des Forstamts mit ihrer Betreuung beauftragt. Sie kümmern sich um die tägliche Versorgung mit frischem Wasser und Futter und behalten das Befinden und Verhalten ihrer Schützlinge jederzeit im Auge.

Bewohnt wird der Tierpark Oberwald in erster Linie von wetterunempfindlichen Tierarten aus gemäßigten und kalten Zonen. Auf einheimische Tierarten ist der Bestand aber nicht beschränkt. Besucher können daher Gämse, Elche, Axishirsche und auch Exoten wie Emus oder Antilopen betrachten. Außerdem haben verschiedene Hirscharten wie der Vietnam-Sikahirsch und der Mesopotamische Damhirsch eine neue Heimat im Tierpark Oberwald gefunden. Auch Hirschziegenantilopen, Marderhunde, Onager und Przewalskipferde fühlen sich in Karlsruhe mittlerweile heimisch.

Positiver Nebeneffekt: Nachwuchstiere der stark vom Aussterben bedrohten Przewalskipferde, die im Tierpark Oberwald geboren wurden, konnten in Asien wieder ausgewildert werden. Auch eine Herde Europäischer Wisente, die ebenfalls vom Aussterben bedroht sind, lebt im Wildtiergehege in Karlsruhe. Die den Tierpark bewohnenden Wildtiere sind größtenteils Pflanzenfresser, lediglich die Marderhunde und Eulen fressen Fleisch. Die im Gehege laufenden Kropfgazellen sind ausschließlich männlich. Die Weibchen sind alle im Innenstadtzoo in Karlsruhe – Aufeinandertreffen dürfen sie nur in der Paarungszeit, wenn jeweils ein männliches Tier die Weibchen in ihrem Gehege besucht.

Im Tierpark Odenwald darf man vieles, was in Zoos gewöhnlich nicht gestattet ist: Radfahren und den Hund an der Leine mitführen zum Beispiel. Was aber auch in der Zweigstelle des Zoos Karlsruhe absolut verboten ist, ist das Füttern der Wildtiere. Was sonst noch besonders ist am Tierpark Oberwald erfahren Sie hier.
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Arterhaltung: zwei Schneeziegen für den Tierpark

Im Januar 2019 zogen Schneeziegen im Tierpark Oberwald ein. Dieser Einzug verfolgte einen besonderen Zweck: Langfristig soll mit den beiden Neuzugängen aus dem Augsburger Zoo eine Zucht aufgebaut werden, da diese Tierart in Zoos immer seltener zu sehen ist.

Die beiden Schneeziegen mit Namen McPit und Olaf bezogen ein 140 Meter mal 50 Meter großes Gehege in direkter Nachbarschaft der Wisente. Schneeziegen stammen ursprünglich aus Nordamerika und sind biologisch mit den europäischen Gämsen verwandt. Ihre natürliche Heimat haben die Tiere in den nördlichen Rocky Mountains, wo sie in felsigen, mit Bergwiesen durchzogenen Gebieten oberhalb der Baumgrenzen leben. Schneeziegen sind wahre Kletterkünstler und durch ihr weißes Fell im Schnee bestens getarnt.

Schneeziegen sind auch echte Muskelpakete. Beim Einzug in den Tierpark wog der große, 2007 geborene Bock McPit gute 80 Kilogramm, sein 2015 geborener Sohn Olaf brachte bereits rund 60 Kilogramm auf die Waage. Von den schwarzen Knopfaugen der Tiere sollte man sich nicht täuschen lassen, denn typisch für Schneeziegen ist es, dass ihre Art Menschen gegenüber recht aggressiv ist. Gehege, die Schneeziegen beherbergen, sollten deswegen auch immer mit einem stabilen Zaun abgesichert sein.

Für die Tierpfleger, ebenso wie für die Besucher, ist es ratsam, gebührenden Abstand zu den Schneeziegen zu halten. Die Pfleger halten sich nicht direkt bei den Tieren auf, das Gehege ist abtrennbar, sodass die Anlage gefahrlos gereinigt werden kann. An den Zäunen sind Schilder angebracht, welche die Besucher ausdrücklich davor warnen, durch den Zaun zu fassen. Sowohl Böcke als auch Geißen haben kurze, gekrümmte und sehr spitze Hörner. Waffen also, die in der freien Natur Pumas und Bären vertreiben und auch für Menschen äußerst gefährlich sein können.

Neue Bewohner für den Tierpark: Zwei Waldrentiere zogen ein

Der Tierpark Oberwald hat im August 2023 seine Artenvielfalt vergrößert: Mit den Waldrentieren zog eine Spezies ein, die in der freien Wildbahn fast ausgerottet ist. Mit einem Spezialtransport wurden zwei weibliche Waldrentiere aus dem Gaia Zoo Kerkrade in den Niederlanden nach Karlsruhe gebracht. Diese Waldrentiere sind – ganz in Gegensatz zur domestizierten Form des Rentiers – sehr selten und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion IUCN.

Mit den Waldrentieren beherbergt der Tierpark Oberwald eine Tierart, die auch in Zoos und Tierparks selten anzutreffen ist. In Deutschland leben lediglich sechs weitere ihrer Art. Nach einer Eingewöhnungszeit in einem eigenen Gehege kamen die Tiere dann auf die große Naturanlage zu den Elchen, mit denen sie nun eine Lebensgemeinschaft bilden.

Der Tierpark Oberwald hat im August 2023 seine Artenvielfalt vergrößert: Mit den Waldrentieren zog eine Spezies ein, die in der freien Wildbahn fast ausgerottet ist.
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Erlebnis für 6- bis 12-Jährige: Nachtabenteuer im Tierpark Oberwald

Ein besonderes Erlebnis bietet der Tierpark Oberwald für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Diese können zusammen mit einer Naturpädagogin die Geheimnisse der Nacht lüften und besonders nachtaktive Tiere beobachten. Die Kinder erkunden das weitläufige Gelände und locken Hirsche mit Kastanien an. Mit etwas Glück können sie Elche, Przewalskipferde und Wisente in der Dunkelheit in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Etwas gruselig wird es, wenn die großen weißen Schneeziegen sich zeigen, die im Dunkeln aussehen wie Geisterwesen aus einem Märchen.

Ein weiteres Highlight ist das Beobachten von Waldkäuzen in ihren Häuschen mittels Rotlicht. Dabei können die Kinder Eulengewölle erforschen, Federn anfassen und Stimmen von unterschiedlichen Eulen kennen- und unterscheiden lernen.

Die Veranstaltung kostet pro Teilnehmer 11,00 Euro. Als Ausrüstung benötigen die Kinder nur Getränke in Nachfüllflaschen, eine kleine Sitzunterlage im Rucksack und eine Rotlichttaschenlampe, sofern so etwas im Haushalt vorhanden ist. Obligatorisch sind warme Stiefel und dem Wetter entsprechende warme Kleidung.

Adresse: Ettlinger Straße 6, 76137 Karlsruhe

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 24 Stunden geöffnet