Aus für Theaterchef nach Skandal am Staatstheater in Karlsruhe

ARCHIV - Foto: Uli Deck/dpa

Karlsruhe-Insider (dpa/lsw) – Lange hatte man an ihm festgehalten, nun sind die Tage von Peter Spuhler offenbar gezählt.

Der umstrittene Generalintendant des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe soll nach dem Willen des Wissenschaftsministeriums und der Stadt Karlsruhe im Sommer 2021 gehen.

Dafür soll Spuhlers eigentlich bis Ende August 2026 geltender Vertrag für eine dritte Intendanz «in gegenseitigem Einvernehmen» aufgelöst werden, teilten Land und Stadt als Träger des Hauses am Mittwoch mit. Spuhler steht seit Monaten wegen seines
angeblich autoritären Verhaltens in der Kritik.

Endgültig entscheiden muss jedoch der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters, an dessen Spitze Ministerin Theresia Bauer (Grüne) als Vorsitzende steht sowie der Vize-Vorsitzende, Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). «Land und Stadt als Träger werden den Verwaltungsrat um Zustimmung bitten», den Vertrag für Spuhlers dritte Intendanz aufzulösen, hieß es weiter. Spuhler habe sein grundsätzliches Einverständnis zu diesem Vorgehen erklärt. Sein Vertrag war erst 2019 einstimmig verlängert worden.

Die Vorwürfe gegen den Chef des Karlsruher Hauses mit rund 850 Mitarbeitern schwelen seit Mitte des Jahres. Unter anderem waren in einem offenen Brief des Personalrates Missstände angeprangert worden wie «Kontrollzwang, beständiges Misstrauen, cholerische Ausfälle» seitens Spuhler. Es herrsche ein toxisches Arbeitsklima, hatte es darin geheißen. Rund 300 Mitarbeiter demonstrierten seinerzeit für einen Neuanfang. Der Personalrat war am Mittwoch für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

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Das Haus war auch wegen angeblicher Belästigungen in die Schlagzeilen geraten. Wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung gegen einen Mitarbeiter des Hauses, der nicht der Führung des Theaters angehört, steht ein Verfahren vor dem Amtsgericht Karlsruhe bevor.

Nach der massiven Kritik an seiner Person entschuldigte sich Spuhler und gelobte Besserung. Der Verwaltungsrat hielt zur Enttäuschung von Personalrat, Orchester- und Chorvorstand zunächst an ihm fest. Seine Weiterbeschäftigung sei die «beste Lösung für das Haus», wie Bauer damals nach mehreren Krisengesprächen noch versicherte. Unter anderem wurden ein Vertrauensanwalt für Mitarbeiter eingesetzt und regelmäßige Befragungen der Belegschaft beschlossen.

Ruhe kehrte aber auch über die Sommerpause im Staatstheater nicht ein. Das Vertrauen sei zerstört, die Stimmung schwanke zwischen Resignation und Hoffnung, hieß es aus Theaterkreisen. «Für uns ist es gar nicht nachvollziehbar, dass Spuhler sich noch ins Haus traute. Aber er tat es», hieß es von dort.

Nun wollen Land und Stadt doch die Notbremse ziehen, das Theater muss aber noch ein gutes halbes Jahr mit Spuhler zusammenarbeiten. Das Staatstheater selbst wollte sich nicht äußern und verwies nach Worten eines Sprechers auf die Sitzung des Verwaltungsrates, der man nicht vorgreifen wolle. Zu einer möglichen Nachfolge für Spuhler gab es von Seiten des Ministeriums keinen Kommentar.