Obwohl Nancy im Nordosten Frankreichs längst nicht so bekannt ist wie Straßburg oder Paris, hat die Stadt mit ihrer reichen Geschichte, beeindruckenden Architektur und einer lebendigen kulturellen Szene einiges zu bieten. Grund genug, eine der schönsten und faszinierendsten Städte Frankreichs näher zu betrachten und die Sehenswürdigkeiten in Nancy im Herzen von Lothringen in den nachfolgenden Zeilen in den Mittelpunkt zu rücken.
Nancy, eine historische Perle
Nancy galt früher als Hauptstadt der Herzöge von Lothringen. In Frankreich ist sie als „goldene Stadt“ bekannt – nicht zuletzt dank ihrer kunstvollen Architektur mit vielen Gebäuden im Jugendstil, die der Stadt anhand von kunstvoller Architektur eine gewisse „goldene“ Aura verleihen. Die prächtigen Plätze von Nancy sind UNESCO-Weltkulturerbe. Auch die Altstadt mit ihren zahlreichen Bauten aus Mittelalter und Renaissance kann sich sehen lassen.
Nancy, eine historische Perle
Die Geschichte von Nancy reicht bis in die Römerzeit zurück, als die Gegend des heutigen Lothringens (franz.: la Lorraine) von den Römern besiedelt wurde. Im Mittelalter gewann die Stadt an Bedeutung, als Graf Gerhard, Herzog von Lothringen, eine Burg mit dem Namen Nanciacum errichten ließ. Daraus sollte sich später die Stadt entwickeln.
Unter Herzog Friedrich II. erlebte Nancy im 13. Jahrhundert als wichtiger Handelsort und Festung eine regelrechte Blütezeit. Und noch ein Herzog prägte das Bild der Stadt: Stanisław I. Leszczyński, der von 1737 bis 1766 Herzog von Lothringen war. Während seiner Herrschaft erlangte Nancy den Status einer Hauptstadt. Noch heute ist der wichtigste und prunkvollste Platz in Nancy nach ihm benannt. Darauf folgte die goldene Ära des Jugendstils im 19. und 20. Jahrhundert, die auch als „École de Nancy“ bekannt ist und zahlreiche architektonische Perlen an Gebäudedesign hervorgebracht hat. Zu dieser Zeit tummelten sich Künstler und Handwerker, Architekten und Bildhauer sowie Glasbläser und Textilgestalter in der Stadt. Im Ersten Weltkrieg wurde Nancy zwar schwer beschädigt, erstrahlte nach ihrem Wiederaufbau jedoch in altem Glanz.
Heutzutage ist Nancy eine blühende Stadt, die dank ihrer Geschichte, kulturellen Szene und ihren historischen Sehenswürdigkeiten Besucher aus dem In- und Ausland anzieht.
Place Stanislas
Dieser Platz im Herzen der Stadt zählt zweifelsohne zu den wichtigsten und beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten von Nancy. Er gilt als Meisterwerk des 18. Jahrhunderts und ist zudem als UNESCO-Weltkulturerbe klassifiziert. Herzog Stanislas erbaute es zu Ehren seines Schwiegersohns, Ludwig XV. Es soll Wein aus dem kunstvoll gestalteten Brunnen im Rokoko-Stil geflossen sein, als Stanislas 1755 den Platz eingeweiht und Nancy damit zur Stadt „mit den goldenen Toren“ gemacht hat. An prunkvollen Anblicken mangelt es auch heute nicht.
Im Süden wird der Place Stanislas vom Rathaus gesäumt, während die anderen großen Pavillons die Oper, das Grand Hotel de la Reine und das Museum der Schönen Künste beherbergen. Besonders schön anzusehen sind die goldenen Verzierungen und die „Goldenen Gitter“ von Jean Lamour. Diese erstrecken sich entlang der Fassade des Rathauses und bieten eine beispiellose Ausführung von schmiedeeiserner Kunst. Die goldenen Blumen und Blätter, die auch am Brunnen des Platzes als Verzierungen zu finden sind, verleihen dem gesamten Platz eine zeitlose Schönheit und Eleganz. Diese stellen zudem beliebte Fotomotive für Touristen dar. Die Cafés des Platzes laden dazu ein, sich eine fürstliche Pause zu gönnen und ein Glas Wein oder lokale Spezialitäten zu genießen. Nachts erstrahlen die Gebäude in wunderschöner Beleuchtung.
Place de la Carrière und Place de l’Alliance
Auch diese beiden Plätze sind UNESCO-Welterbe und sehenswert. Sie sind mit dem Place Stanislas verbunden und ergänzen sein majestätisches Erscheinungsbild. Der Place de la Carrière bildet als Verlängerung der Rue Héré eine Sichtachse zwischen herzoglichem Palais und Palais du Gouvernement. Gleichzeitig ist der Place de la Carrière der Eingang zur Altstadt von Nancy und führt zum ebenfalls sehenswerten Herzogspalast.
Der Place de l’Alliance wurde auf dem ehemaligen Gemüsegarten der Herzöge von Lothringen angelegt. Seinen erstaunlichen Brunnen mit drei bärtigen Männern, die drei Flüsse symbolisieren, sind ein beliebtes Fotomotiv.
Botanischer Garten
Der botanische Garten von Nancy liegt vor den Toren der Stadt und lädt mit seinen 27 Hektar Fläche zu einem ausgedehnten Rundgang ein. Mit seinen Gewächshäusern, Parkanlagen und Teichen beherbergt er 1.200 Exemplare aus allen Kontinenten, darunter Bananenstauden, Kaffeebäume und Riesenseerosen. Als grüne Lunge vor der Stadt ist er als Ort der Ruhe und Schönheit bei Besuchern und Einheimischen gleichermaßen beliebt.
Museum der Schönen Künste
Wer Kunst liebt, wird in diesem Museum wahre Freude finden. Es beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Gemälden, Skulpturen und dekorativen Künsten aus verschiedenen Epochen des 14. bis 21. Jahrhunderts. Vertreten sind unter anderem Werke von Künstlern wie Monet, Delacroix und Picasso. Außerdem gibt es lothringische Künstler und eine Glassammlung zu bewundern, die einen schönen Einblick in die hundertjährige Tradition der berühmten Glasherstellung in Nancy gewährt.
Vieille Ville (Altstadt von Nancy)
Die malerische Altstadt gilt als historischer Kern von Nancy. Sie ist geprägt von kleinen Gassen rund um den Herzogspalast und die Grande Rue. Hier finden Besucher süße Geschäfte, Restaurants, Bars und Cafés aller Art. Zudem steht hier die Église des Cordeliers, eine Franziskanerkirche, welche die Grabstätten der Herzoge von Lothringen beherbergt.
Am nördlichen Ende schließt das historische Stadttor Porte de la Craffe die mittelalterliche Altstadt ab. Es wurde im 14. Jahrhundert im gotischen Baustil errichtet und verfügt über zwei mächtige Rundtürme, die als Kerker dienten. Besonders lebhaft ist das Treiben zwischen der Porte de la Craffe und der Place Saint-Epvre nachts, wenn sich die Gassen mit Nachtschwärmern füllen.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Nancy
Auch die Kathedrale von Nancy, der Parc de la Pépinière und der Place de la Gare mit dem Bahnhofsgebäude in Jugendstil-Architektur sind sehenswert. Insgesamt bietet Nancy viele Gelegenheiten, die unverwechselbare Schönheit der Stadt, die Geschichte und das kulturelle Erbe bei einem Besuch oder längeren Aufenthalt zu entdecken. Insbesondere am Place Stanislas wird klar, warum die Stadt den Beinamen „la ville dorée“ (die goldene Stadt) trägt.
Während majestätische Gebäude der Vergangenheit und die architektonischen Schätze von Nancy zum Staunen anregen, ist auch die Gastfreundschaft nicht zu unterschätzen. Bei einer herzhaften Quiche Lorraine, einer fruchtigen Tarte aux mirabelles und einem Glas Wein kommt echtes französisches Lebensgefühl auf, das sich in der ehemaligen Residenzstadt der lothringischen Herzoge besonders gut genießen lässt.
