Europas Kulturhauptstädte: Diese besonderen Orte stehen auf der Liste

Die große Gartenanlange von Timisoara in Rumänien
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Europa hat neben tollen Küsten, hervorragender Kulinarik und bekannten Gebirgen noch wesentlich mehr zu bieten. Unser Kontinent ist reich an Kultur und Geschichte, sodass zahlreiche Touristen aus Amerika und Asien jedes Jahr zu uns kommen, um beides zu entdecken.

Auch der EU ist nicht entgangen, dass europäische Städte eine bunte und kulturelle Vielfalt bieten, die man gern wahren und unterstützen möchte. So werden jedes Jahr Kulturhauptstädte gekürt, die in den Genuss von attraktiven Fördermitteln kommen und sich offiziell ein Jahr lang mit dem Titel „Kulturhauptstadt Europas” schmücken dürfen.

Der Titel bringt zahlreiche Chancen und Vorteile mit sich. Und das sowohl für die ausgezeichnete Stadt als auch für ihre Bewohner und die gesamte Region. Während im Jahr 2010 das Ruhrgebiet als einzelne Region den Titel trug, sind es in der Regel Städte, die ausgezeichnet werden.

Sie bewerben sich mit einem entsprechenden Kulturprogramm sechs Jahre im Voraus, bekommen vier Jahre vorher Bescheid und können sich dann auf das Jahr als Kulturhauptstadt vorbereiten.

Gern möchten wir im Nachfolgenden einige der aktuellen Kulturhauptstädte vorstellen und Lust auf mehr machen. Timișoara in Rumänien, Veszprém in Ungarn und Elefsina in Griechenland sind Europas Kulturhauptstädte 2023.

Elefsina

Die Stadt liegt 21 Kilometer westlich von Athen und zählt nur 30.000 Einwohner. Sie ist in Griechenland jedoch für ihre eleusinischen Mysterien bekannt. Diese waren früher in der Antike die wichtigsten religiösen Zeremonien der griechischen Kultur. Zu dieser Zeit hieß Elefsina noch Eleusis und zog jährlich tausende Menschen in die Stadt, die den Initiations- und Weihe-Riten beiwohnen wollten. Diese griffen die Faszination von Tod und Wiedergeburt, Unterwelt und Rückkehr und den ewigen Rhythmus wiederkehrender Jahreszeiten auf. Gefeiert wurden sie von etwa 1500 vor Christus bis zum Jahr 392 unserer Zeit, in dem der damalige römische Kaiser sie verbot. Anschließend machten die Goten die Stadt dem Erdboden gleich, sodass Elefsina erst im 19. Jahrhundert wieder an Bedeutung gewann. Als Fischerdörfchen ist es in der Zwischenzeit zu einem Industrie- und Handelszentrum Griechenlands vor den Toren von Athen herangewachsen.

Elefsina als Kulturhauptstadt 2023 ist eine herausragende Gelegenheit für die Stadt, ihre reiche Geschichte und kulturelle Bedeutung einem internationalen Publikum zu präsentieren. Die Kulturhauptstadt-Auszeichnung stärkt das kulturelle Bewusstsein in der Region und fördert den künstlerischen Austausch und die kulturelle Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.
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Dieses Jahr feiert Elefsina unter dem vielschichtigen Motto „Mysteries of Transition” ihre Auszeichnung mit einem Kulturprogramm, das Kunst und Kultur en masse enthält, aber auch ein Bildungs- und Ausbildungsangebot. Dieses zielt auf eine nachhaltige und umweltschonende Stadtentwicklung ab.

Zu bewundern gibt es in der Hafenstadt eine interessante Mischung aus Alt und Neu, Marmor und Industrieanlagen, Ausgrabungsstätten und einem Amphitheater sowie einem Schiffsfriedhof in der Bucht vor der Stadt. In dieser Bucht fristen ausgediente Kreuzfahrtschiffe und Tanker ihr letztes Dasein.

Veszprém

Die ungarische Stadt am Balaton hat sich gegen ihre landesweiten Konkurrenten durchgesetzt und darf sich zusammen mit 200 anderen Gemeinden in der Region Kulturhauptstadt 2023 nennen. Sie zählt 60.000 Einwohner, einen Handballclub der Spitzenklasse und punktet mit authentischem Charme der Provinz. In ihrem Ortskern sind ein altehrwürdiges Burgviertel, Kirchen, Museen, ein Kunstviertel und ein Marktplatz zu finden, wo es nach Käse und Würsten riecht. Auch ist die Region als Urlaubsregion rund um den Plattensee (Balaton) bekannt, in der Thermalbäder und der wunderschöne Plattensee zu Autoreisen Richtung Erholung im Herzen Europas einladen.

Die Tradition des Weinbaus vor Ort reicht bis in die Römerzeit zurück und zeichnet sich durch bestimmte Basaltböden aus, die den Wein- und Sekt-Erzeugnissen ein mineralisches Aroma verleihen. Die Einwohner vergleichen das frische Gefühl des Schaumweins gerne mit dem Lifestyle am Balaton. Auch landschaftlich gesehen liegt Veszprém reizvoll. Die Stadt ist umgeben von grünen Hügeln, Wäldern (Bakonywald im Norden) und den sanften Tälern der Großen Ungarischen Tiefebene. Sogar ein Barockschloss gibt es in der Region, in der Stadt Keszthely am Nordufer des Plattensees.

Das Motto der Kulturhauptstadt Veszprém-Balaton 2023 lautet dabei passenderweise „Kultur schafft Region” und begeistert mit einem umfangreichen Kulturprogramm, das viele Besucher aus dem Ausland in die Erlebnisregion locken soll.

Timișoara

Timișoara ist uns in Deutschland auch als „Temeswar” oder „Temeschburg” bekannt. Sie ist mit 310.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Rumäniens. Sie liegt im Dreiländereck Rumänien-Ungarn-Serbien und wird dank ihres habsburgerischen Flairs oft auch Klein-Wien genannt. Die vielen Straßen und Plätze Timisoaras  erinnern in der Tat an Österreich, zumal Schwaben und Deutsche zwei Prozent der Einwohner ausmachen. Grundsätzlich ist die Stadt von Kirchen und Palästen aus dem 18. Jahrhundert durchzogen. So auch am ältesten Platz der Stadt, der Piata Unirii mit ihrem prächtigen Dom im barocken Stil. Das Wahrzeichen der Stadt ist jedoch die rumänisch-orthodoxe Kathedrale der Heiligen drei Hierarchen. Landesweite Berühmtheit erreicht Timișoara im Jahr 1989, als ein Aufstand der Bürger gegen das kommunistische Regime die rumänische Revolution startet und die Stadt anschließend mit viel Geld aufgewirtschaftet wird. Dies geschah sehr zur Freude von Besuchern, die auch heutzutage nicht auf den Glanz historischer Gebäude der Habsburger Zeit verzichten müssen.

Auch ist Timișoara bekannt für ihre Tradition der Bierbrauerei. Diese begann vor Ort bereits im 18. Jahrhundert mit der ersten Brauerei ihrer Art in ganz Rumänien.

Das Motto des Kulturhauptstadtprogramms von Timisoara lautet „Lass dein Licht leuchten – erhelle deine Stadt“. Es passt zu der Tatsache, dass in ihr als erste europäische Stadt elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt wurde. Besucher dürfen sich auf ein Kunst- und Kulturprogramm freuen, das ebenso bunt ist wie die vielen hellblauen, mintgrünen und dunkelroten Fassaden der restaurierten Gebäude in der Altstadt. Auch Temișoara hat sich den Titel „Kulturhauptstadt 2023“ also mehr als verdient.

Kaunas ist die zweitgrößte Stadt Litauens und beeindruckt mit einer faszinierenden Mischung aus historischer Architektur und modernem Flair. Die Stadt ist reich an Kultur, mit zahlreichen Museen, Kunstgalerien und Veranstaltungen, die Besucher aus aller Welt anziehen.
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Europas Kulturhauptstädte 2022

Auch letztes Jahr haben es drei faszinierende und eher unbekannte Städte geschafft, den Titel tragen zu dürfen. Novi Sad in Serbien, Kaunas in Litauen und Esch-sur-Alzette in Luxemburg. Zwei Aspekte haben die Kulturhauptstädte von letztem Jahr gemeinsam. Sie sind jeweils die zweitgrößte Stadt in ihrem Land. So folgen sie den Hauptstädten Belgrad, Vilnius und Luxemburg. Sie mussten sich durch einen Strukturwandel (z. B. Niedergang der Kohle) neu erfinden. Umso üppiger war das Programm von Musik, Kunst und Kultur, welches alle drei Städte anlässlich der Feierlichkeiten auf die Beine stellten.

Kulturhauptstädte sind nicht nur im Jahr ihrer Auszeichnung sehenswert, sondern jederzeit einen Besuch wert. Genau darauf baut das Vergabe-Programm der EU, da der Titel den jeweiligen Städten Aufwind und neues Wachstum verleihen soll.

Ein Städtetrip zu einer Kulturhauptstadt macht also gleich doppelt Sinn!