Wo kann man Reisen und Schlafen in perfekter Symbiose erleben? In einem Nachtzug, bei dem man abends stressfrei einsteigt und am nächsten Morgen entspannt an seinem Urlaubsort ankommt. Nicht zuletzt deshalb ist die Reise mit dem Nachtzug ein besonderes Erlebnis. Die Vorfreude steigt mit jedem Kilometer, den der Zug zurücklegt, während Reisende in ihrer Kabine die Möglichkeit haben, sich schlafen zu legen und vom Stress des Tages abzuschalten.
In einem Nachtzug sind entweder Sitze zu finden, die man zu einem Bett umbauen kann, oder direkt Liege-Abteile mit entsprechenden Liegeflächen. Meistens ist nicht viel Platz, dafür aber gute Stimmung unter den Reisenden – wer Privatsphäre haben möchte, kann ein Einzelabteil buchen.
Doch welche Strecken existieren, auf denen man eine Fahrt mit dem Nachtzug erleben kann, und welche Tricks gibt es, um diese besonders komfortabel zu machen? Das und mehr verraten wir in den nachfolgenden Zeilen.
Anbieter für Reisen mit dem Schlafwagen
Insgesamt gibt es viele verschiedene Anbieter und Zuggesellschaften weltweit, die Strecken mit Nachtzügen anbieten. Der Ursprung des Konzepts geht dabei zurück bis ins 19. Jahrhundert: Die ersten Schlafwagen wurden in den 1830er- und 1840er-Jahren eingeführt und sind der Weiterentwicklung des Eisenbahnverkehrs zu verdanken. Die Wagen verfügten über Abteile mit Schlafgelegenheiten, die es den Passagieren ermöglichten, die Nacht an Bord des Zuges zu verbringen.
Zu den bekanntesten Anbietern von Nachtzügen zählen heutzutage Zuggesellschaften wie Urlaubsexpress, European Sleeper, die ÖBB (Österreichische Bundesbahn) und die DB (Deutsche Bahn). Auch bieten die MAV (Ungarische Bahn) und die HZ (Kroatische Bahn) Zugverbindungen mit Sitzwagen, Liegewagen oder Schlafwagen an, die Reisende über Nacht an östliche Urlaubsorte bringen. Ebenso gibt es Schlafwagen in Italien, Frankreich und Spanien (z. B. mit dem Intercité de nuit durch Frankreich). Sogar in Schweden verkehren Nachtzüge, die vom staatlichen schwedischen Bahnunternehmen SJ angeboten werden und Nachtzugverbindungen innerhalb Schwedens und anderer europäischer Länder bedienen.
Strecken und Ziele in Europa
Bei der Deutschen Bahn stehen neben innerdeutschen Verbindungen (z. B. Hamburg, München, Köln, Berlin) auch europäische Ziele wie Amsterdam, Kopenhagen, Zürich und Wien auf dem Programm – allerdings gilt es hierbei zu beachten, dass die Nachtzüge der DB (IC und ICE) in der Regel keine Betten, sondern Schlafmöglichkeiten in Form von Sitzen oder Liegesitzen anbieten. Diese Schlafmöglichkeiten bieten zwar Annehmlichkeiten wie verstellbare Rückenlehnen und Beinfreiheit, sind aber mit klassischen Betten in einem Schlafwagen nicht zu vergleichen.
Wer im Norden wohnt und gerne ein paar schöne Tage in Österreich verbringen möchte, kann den Urlaubs-Express ab Düsseldorf oder Hamburg nehmen. Besonders praktisch ist dabei, dass es sich um einen Nacht-Autozug handelt, bei dem das Auto mit in den Zug genommen werden kann – ideal für Autoreisen oder eine Weiterreise nach Italien.
Wer in Frankreich entspannt reisen möchte, wird sich über das Streckennetz des Intercité de nuit freuen: So fährt dieser beispielsweise über Nacht von Paris nach Toulouse und nach Nizza an der südfranzösischen Küste. Das Meer und ein frisches Croissant mit Café au lait aus einer Boulangerie am Morgen sind die Belohnung für die nächtliche Reise.
Euch ist lieber nach Zimtschnecken und der Erkundung der Natur Schwedens? Dann ist das Angebot der schwedischen Staatsbahn SJ das Richtige für euch: Zwischen Hamburg und Stockholm verkehrt der Nachtzug siebenmal pro Woche in beide Richtungen, von April bis September gibt es dieselbe Verbindung auch von und nach Berlin.
Das breiteste Netz: ÖBB Nightjet
Nachtzug mit Kultstatus: 33 neue Nightjets wird die Österreichische Bundesbahn dieses Jahr auf die Gleise bringen, um das bereits breite Nachtzug-Angebot noch weiter auszubauen. Das Streckennetz geht dabei weit über Österreich hinaus. Die beliebtesten Strecken sind Berlin – Wien, München – Rom, Wien – Paris und Hamburg – Zürich. So geht es in Schlaf- und Liegewagen quer durch Europa. Selbst eine Reise von Stuttgart nach Venedig ist möglich.
Auch Tschechien, Kroatien und Slowenien kann man mit dem Nachtzug erreichen. Reisende können zwischen Schlafwagen und Liegewagen wählen. Besonders angenehm sind dabei loungeähnliche Sitzgelegenheiten, fix montierte Betten, Mini-Cabins mit Privatsphäre für Alleinreisende und kostenloses WLAN an Bord. Auch gibt es die Möglichkeit, einen Deluxe-Schlafwagen zu buchen, der mit eigener Toilette und Duschmöglichkeit besonderen Komfort bietet.
Ein besonderes Schmankerl in manchen Abteilen ist das Österreich-Flair durch Wandgestaltung mit Berglandschaft.
Tipps für eine komfortable Reise mit dem Nachtzug
Obwohl die Reise mit dem Nachtzug ein Erlebnis ist, läuft nicht immer alles glatt – so kann das Schnarchen der anderen Reisenden im Abteil das Schlaferlebnis erheblich stören, ebenso wie der beschränkte Platz, der in einem Mehr-Personen-Abteil zur Verfügung steht. Empfehlenswert ist es deshalb zum einen, Ohrenschutz für die Nacht mitzunehmen, damit Geräusche nicht mehr oder nur noch entfernt zu hören sind, denn auch der Zug selbst macht beim Fahren einige Geräusche. Zudem sollte klar sein, dass es hin und wieder wackeln kann – manche lieben die Bewegungen des Zuges und können deshalb besonders gut schlafen, weil sie an das „in den Schlaf wiegen“ der Kindheit erinnern.
Auch ist eine Schlafmaske empfehlenswert, da es meistens zwar Verdunkelungsvorhänge gibt. Absolute Dunkelheit um die Augen kann man mit einer Schlafmaske jedoch besser herstellen.
Zum anderen sollte platzsparend gepackt werden, da in der Regel nur ein Gepäckstück mitgenommen werden kann und der Platz vor Ort neben, über oder unter der Schlafgelegenheit begrenzt ist. Wer Geselligkeit mag, wird feststellen, dass die Reise mit dem Nachtzug oft etwas von Jugendherberge hat: Zwar wollen alle irgendwann schlafen, nichtsdestotrotz vernetzt man sich gerne mit Mitreisenden und tauscht sich völkerübergreifend, gerne auch auf Englisch, aus. Snacks und Proviant zu teilen ist hierbei keine Seltenheit – beides sollte beim Packen ohnehin bedacht werden, da es angenehmer ist, Verpflegung bei sich zu haben, als den Weg zum Bordbistro zurücklegen zu müssen. Wer lieber gänzlich seine Ruhe haben möchte, sollte auf die Buchung eines Einzelabteils nicht verzichten und die höheren Kosten in Kauf nehmen.
Ein Fazit
Während die Reise mit dem Nachtzug nostalgischen Kultstatus hat, ist sie nach wie vor ein beliebtes Mittel unter Reisenden, um sich Übernachtungen auf halber Strecke zu sparen und morgens am Zielort anzukommen, ohne allzu müde von der Fahrt zu sein. Nachtzüge sind dabei umweltfreundlicher als die Reise per Flugzeug oder Auto und bedienen jedes große Ziel in Europa. Mit unseren Tipps wird die Reise zu einem schönen und aufregenden Erlebnis, das immer wieder aufs Neue an interessante Ziele führt und Spaß macht.
