Erste Unternehmen aus Karlsruhe führen Vier-Tage-Woche ein

Zwei Mitarbeiter im Gespräch in einer Firma
shironosov

Immer wieder wird ein neues Arbeitszeitmodell diskutiert. Die Rede ist von der Vier-Tage-Woche. Ein erstes Karlsruher Unternehmen hat jetzt eine Testphase gestartet.

Am Karlsruher Institut für Technologie forschen Arbeitsmarktforscher wie viele andere an der Effektivität und den Vorteilen einer Vier-Tage-Woche. Daraus soll ein neues Vertriebskonzept entstehen. Das erste Unternehmen geht derzeit in die Testphase. Im Durlacher Hotel „Der Blaue Reiter“ ist die Begeisterung für die neue Vier-Tage-Woche bereits zu spüren.

Vier-Tage-Modell in Karlsruhe angekommen

Ab sofort nur noch vier Tage arbeiten und dafür das gleiche Geld bekommen – das klingt zu schön, um wahr zu sein. Welcher Arbeitgeber kann diesem Modell zustimmen, fragen sich wohl viele angesichts der Vier-Tage-Woche. Doch das Hotel „Der Blaue Reiter“ in Durlach testet die verkürzte Arbeitszeit phasenweise. Bereits seit Ende 2021 können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vier Tage in der Woche arbeiten, bekommen aber fünf Tage bezahlt. Seit September 2022 bietet auch die Karlsruher Brauerei Hatz-Moninger ihren Beschäftigten die neue Vier-Tage-Woche an.

Auch Arbeitsmarktforscher Frey hält das neue Arbeitszeitmodell für zukunftsfähig und nachhaltig. Es kann sich zu einem Erfolgskonzept entwickeln. Kaum jemand kann heute noch 60 Stunden in der Woche arbeiten. Das war aber die übliche Arbeitszeit in Deutschland zu Zeiten der Industrialisierung. Über alle Branchen hinweg ist die Wochenarbeitszeit kontinuierlich gesunken. Deshalb hält der Arbeitsmarktforscher das Vier-Tage-Modell auch für alle Branchen für umsetzbar.

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Ausnahmen und praktische Umsetzung der Vier-Tage-Woche

Ausgenommen von diesem Modell ist derzeit die Pflege, in der das bisherige Konzept von 100 Prozent Leistung bei 80 Prozent Zeit nicht umsetzbar ist. Anders gesagt würde es aber den Beruf deutlich attraktiver machen und die Wertschätzung gegenüber anderen erhöhen. Anschließend müsse die Finanzierbarkeit in allen Punkten noch einmal auf dem Prüfstand stehen. Bei diesem Modell kann ein Betrieb einen Schließtag festlegen. Dies hat auch einen ökologischen Vorteil. Denn an diesem Tag spart das Unternehmen Energie.

Obendrein würden die Mitarbeiter an vier Tagen in der Woche wesentlich effizienter arbeiten. Dem Unternehmen steht es frei, die Mitarbeiter an fünf Tagen zu beschäftigen, um bestimmte Arbeiten wie Wartung oder Reinigung zu erledigen. Dieses neue Modell erfordert aber auch eine neue Arbeitsorganisation und ein Umdenken in den Unternehmen. Überflüssige und ausufernde Arbeiten werden abgebaut und durch mehr Effizienz ersetzt. Im Gegenzug soll die Work-Life-Balance steigen und die Menschen gesünder und zufriedener machen.