Nach 140 Jahren: Karlsruher Traditionsgeschäft muss schließen

Geschäfte in der Karlsruher Innenstadt
Foto: Thomas Riedel

Es gibt Geschäfte in Karlsruhe, die seit über 100 Jahren bestehen und für die Kunden etwas ganz Besonderes sind. Umso trauriger ist es, dass ein bestimmtes Karlsruher Traditionsgeschäft nun schließen muss.

Wenn der Inhaber mit seinen Händen arbeitet, vollbringt er wahre Wunder. Einst lagerten in diesem Geschäft Schätze im Wert von 750.000 DM. Heute bleibt die traurige Gewissheit, dass dieses Karlsruher Traditionsgeschäft schließen muss.

Karlsruher Traditionsgeschäft muss schließen

Arno Bettini hat ein äußerst seltenes Handwerk erlernt und kann mit seiner ganz persönlichen Handwerkskunst den Dingen einen goldenen Glanz verleihen. Er ist gelernter Vergolder und hat seit 143 Jahren ein Geschäft in Karlsruhe. Jetzt muss dieser Traditionsbetrieb schließen. Bettini vergoldet unter anderem Möbel und Außenanlagen öffentlicher Einrichtungen, Spiegel oder Bilderrahmen. So verhalf er zum Beispiel dem Rathaus zu neuem Glanz.

Traditionelles Handwerk – wie aus der Zeit gefallen

Das Vergolderhandwerk hat in seiner Familie Tradition, denn schon sein Urgroßvater Anton Jägel übte diese Tätigkeit aus. Er war es auch, der 1880 den Betrieb gründete. Das Geschäft befindet sich in der Markgrafenstraße 38, die damals noch Spitalstraße hieß. Am Rande des Lidl-Platzes befindet sich das Goldgeschäft. Im Hinterhof findet man die Werkstatt des Vergolders. Schon als Kind war er immer wieder bei seinem Vater in der Werkstatt, die er mit 24 Jahren übernahm.

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Nach 143 Jahren muss Karlsruher Traditionsgeschäft schließen

Arno Bettini selbst weiß genau, dass sein Geschäft aus der Zeit gefallen ist. Mittlerweile kann man davon nicht mehr leben. Deshalb konzentrieren er und seine Frau sich auf den Verkauf. Aber auch der Kunsthandel ist einem starken Wandel unterworfen. Was in den sechziger und siebziger Jahren ein begehrtes Sammlerobjekt war, ist heute kaum noch etwas wert.

Da er einschlägige Erfahrungen als Vergolder und Restaurator mitbringt, hatte er zum Teil sogar teure Exponate in seinem Haus. Einmal restaurierte er den Rahmen eines Kunstwerks aus dem 13. Jahrhundert. Damals lagerten in seiner Werkstatt 750.000 DM, was ihm schlaflose Nächte bereitete. Nun ist nach 143 Jahren Schluss und das Ehepaar schließt den kleinen Laden und Kunsthandel, um den Lebensabend und die Rente zu genießen.