Karlsruhe als Vorreiter digitaler Entwicklungen

Symbolbild

Karlsruhe-Insider: Karlsruhe ist eine vielseitige Stadt, die uns eine schöne Heimat bildet. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, wird aktivdaran gearbeitet, dass Karlsruhe den Zahn der Zeit trifft. Mehr als das sogar, gibt es viele Projekte und Anstrengungen, unsere Stadt und die Region als Vorreiter in der öffentlichen Digitalisierung zu etablieren. Einige der wichtigsten Vorantreiber der Mammutaufgabe, werden in diesem Artikel vorgestellt.

Die Digitalisierung und ihre Möglichkeiten
Dass die Digitalisierung vor keinem Aspekt unseres alltäglichen Lebens Halt macht, sollte uns mittlerweile allen bewusst sein. Da die Entwicklungen mehr als rasant voranschreiten, ist es kein Wunder, dass im Rahmen der Bürokratie die Öffentlichkeit nur langsam auf die neuen Möglichkeiten reagiert. Doch das ist nicht überall so: In Estland beispielsweise ist die umfassende Digitalisierung schon seit über zwanzig Jahren ein politisches Kernthema. Dadurch ist der kleine Baltikum-Staat in vielen Aspekten bereits sehr fortschrittlich aufgestellt, so dass es sich für uns wie Zukunftsmusik anhört. Eine absolut flächendeckende WLAN-Verfügbarkeit – auch auf dem Land – und eine fast vollständige Verfügbarkeit aller bürokratischen Amtsgänge über das Internet sind Beispiele für bereits
fertiggestellte Projekte. Ebenso können Bürger schon seit mehreren Jahren online wählen.

Ob in Deutschland die Entwicklungen durch öffentliche Förderungen in naher Zukunft ähnliche Ausmaße annehmen werden, bleibt noch zu erforschendes Neuland. Fakt ist, dass sowohl die bürokratischen digitalen Strukturen Estlands, als auch kürzliche Innovationen im Privatleben zeigen, dass es sich bei den Kernthemen der Digitalisierung keineswegs um Spielereien handelt, denen man sich verschließen sollte.

Energieeffizienz und Einbruchssicherheit sind mindestens ebenso große Argumente für Smart Homes, also Wohnungen, in die umfassende digitale Steuerungsmöglichkeiten integriert sind, wie die Möglichkeiten zur Unterhaltung. Auch wenn es um die Sicherheit beim Nachwuchs geht, gibt es Neuerungen die dabei helfen Unfälle im Haushalt zu vermeiden, indem beispielsweise Steckdosen mit digitalen Überwachungsschaltungen kindersicher gemacht werden. Zusätzlich können im Schadensfall Sensoren dabei helfen, auf einen Brand oder Einbruchsversuch schneller reagieren zu können. Derartige Funktionen sprechen für die Digitalisierung des Eigenheims.

Dass solche nützlichen Aspekte der digitalen Welt auch in der Öffentlichkeit
Gehör finden, ist so gut wie sicher, nur die Frage nach der Zeit, bis es so weit ist, ist vielerorts noch nicht beantwortet. Karlsruhe stellt diesbezüglich eine Ausnahme dar – hier wird bereits seit längerer Zeit viel in die Weiterentwicklung in diesen Bereichen investiert. Die Zukunftssicherheit der Region wird schon heute dadurch stark gefördert.

Digital@KA und Digital Hub
Ein wichtiger Aspekt, der bei der öffentlichen Digitalisierung als Grundlage dient ist die umfassende Nutzung aller möglichen Vorteile, die das Internet zu bieten hat. Das vollständige Verfügbarmachen wichtiger öffentlicher Informationen und die Verlegung von Amtsgängen in die digitale Welt werden Bundesweit wichtige Punkte sein.

Karlsruhe ist dieser Entwicklung schon etwas voraus. Die Bürger-App digital@KA, die von der Stadt gemeinsam mit Forschung und Wirtschaft entwickelt wird, beinhaltet verschiedenste Komfortfunktionen rund um die Stadt und Region. Alle möglichen Dienste sollen darüber von überall aus nutzbar werden. Beispielsweise Services, die bisher einen Besuch bei der Stadtverwaltung notwendig gemacht haben, sind dann bequem von Smartphones abrufbar.

Mit dem Projekt, das bis zum Jahr 2021 öffentliche Fördermittel für die Entwicklung erhält, konnte die Fächerstadt im Mai bereits die Kategorie „Bestes Digitalisierungsprojekt in Städten und Regionen“ des 18. Bundesweiten eGovernment-Wettbewerbes gewinnen. Das Stichwort Verwaltungsmodernisierung, das hinter diesem Preis steht, wird von der App auf
überzeugende Weise umgesetzt. Wie üblich bei derartigen Vernetzungsdiensten ist der letztendliche Funktionsumfang noch offen – wenn die Infrastruktur erst einmal eingerichtet wurde, ist das System per Software-Updates beliebig erweiterbar.

Man darf gespannt sein, welche Möglichkeiten uns erwarten, wenn die App öffentlich verfügbar gemacht wird. Dabei wird voll auf Bürgerbeteiligung gesetzt – am 12. März fand ein öffentlicher Workshop statt, wo Ideen für erweiterte Funktionen gesammelt wurden. Ziel ist, sämtliche Funktionen, die sich sonst auf viele verschiedene Apps verteilen (man denke beispielsweise an Fahrplan-Apps örtlicher ÖPNV-Unternehmen), in einer zentralen Anwendung zu versammeln, so dass Nutzer nur einen einzigen Zugang mit einem Passwort benötigen, um von allen Angeboten profitieren zu können.

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Der Digital Hub in Bruchsal, der dieses Jahr eröffnet wurde, ist ein Zentrum zur gemeinsamen Innovationsentwicklung in der Region. Der Standort am HubWerk01 ist vom Land gefördert und dient als Zentrum für Forschung, Wirtschaft und Innovatoren, um dort Knowhow und Ideen auszutauschen. Mit Hilfe einer solchen Basis können neue Ideen und Digitalisierungsprojekte direkt auf ein passendes Netzwerk zurückgreifen und Unterstützung erhalten. Das gesamte Projekt wird vom Verein Hubwerk01 – Digital Hub Region Bruchsal e.V. getragen und wurde am 13. Mai offiziell eröffnet.

Foto: Fotolia.com © Klaus Eppele #104417894 ZKM Karlsruhe. Die Kultureinrichtung ist ebenfalls in die Bemühungen zur Digitalisierung einbezogen.

Smart Living in der Fächerstadt
Das ist nicht das einzige derartige Projekt in der Umgebung. Der Zusammenschluss vieler Unternehmen und Behörden namens TechnologieRegion Karlsruhe ist ebenfalls schon seit 1987 aktiv. Er bemüht sich darum, die fortlaufende Entwicklung der Region mit einem Netzwerk aus Innovatoren und öffentlichen Ämtern zukunftssicher zu gestalten. Die Kernthemen sind Energie, Mobilität und Digitalisierung.

Man versteht sich als Schrittmacher der vierten industriellen Revolution. Viele Gemeinden und Städte der Großregion sind Teilnehmer an dem Projekt und arbeiten aktiv an einer Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen. Die Bemühungen haben einen spürbaren Effekt: Vom Digitalverband Deutschland Bitkom e.V. wurde dieses Jahr ein Smart City Atlas veröffentlicht, der die digitale Stadtentwicklung von den 50 Städten dokumentiert, die in Bezug auf die praktische Anwendung neuer Technologien eine Vorreiterstelle innehaben.
Karlsruhe befindet sich mit auf der Liste beispielhafter Städte, die sich um die öffentliche Digitalisierung bemühen. Das Projekt „LoRaWAN Karlsruhe“ befindet sich unter den hervorgehobenen Aspekten.

LoRaWAN steht für „Long Range Wide Area Network”, ist also ein neuer Vernetzungsstandard der wie W-LAN ein drahtloses Netzwerk aufbaut – jedoch mit dem Unterschied, dass extrem viel größere Entfernungen damit überbrückt werden können. Damit eignet sich die Technologie perfekt für die öffentliche Vernetzung des gesamten Stadtgebietes. In der Fächerstadt bedeutet dies im Detail:

Foto: franz12 / Fotolia.com

Über den Äther sind in städtische Einrichtungen integrierte Sensoren flächendeckend mit Servern der Stadtwerke verbunden. Die dadurch geschaffene Infrastruktur bildet die Grundlage für alle erdenklichen Möglichkeiten einer Smart City. Das erste ausgereifte Projekt, bei dem diese Technologie zur Anwendung kommt heißt Smart Waste, also intelligenter Abfall. Öffentliche Müllbehälter melden mit Ultraschallsensoren die Füllhöhe und können somit genau und nur dann geleert werden, wenn es notwendig ist. Das reduziert die Kosten und den Aufwand für die Müllentsorgung im öffentlichen Raum und verhindert vereinzelte, überfüllte Behälter an hoch frequentierten Standorten.

Öffentliche Projekte zusammen mit dem Bundesland
Die Initiative Wirtschaft 4.0 Baden-Württemberg ist die übergreifende Förderung,
die unter anderem den Digital Hub in Bruchsal mit unterstützt hat. Über dieses
Projekt hinaus stellt das Land insgesamt zehn Millionen Euro für die Förderung
digitaler Wirtschaftsformen bereit.

Dabei wird auch die Basis der hiesigen Wirtschaftskraft, der klassische Mittelstand, in den Fokus gestellt. Dass es in diesem Bereich große schlummernde Potentiale für die Digitalisierung gibt, ist bekannt. Damit der schwierige Übergang von kleineren Unternehmen nicht verschleppt wird, hat die Landesregierung derartige Förderprogramme ins Leben gerufen. Eine Digitalisierungsprämie, die insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen bei der Bewältigung des Umstiegs in die digitale Sphäre hilfreich ist, deckt beispielsweise Investitionskosten für neue digitale Infrastrukturen oder
die Fortbildungskosten der bestehenden Mitarbeiter.

Die Bunte Nacht der Digitalisierung, die am 11. Oktober 2019 stattfinden wird, macht alle diese Anstrengungen für jeden Bürger in Karlsruhe öffentlich sichtbar. Die Bemühungen um die Digitalisierung finden also nicht hinter verschlossener Tür statt – die Bevölkerung wird mit eingebunden. Jeder ist eingeladen, sich im gesamten Stadtgebiet an Workshops zu beteiligen oder Vorträge von Experten zur Digitalisierung zu verfolgen. Hier, wie auch bei allen anderen genannten Projekten, arbeiten die Forschung, Wirtschaft und die öffentliche Hand eng zusammen, um das gemeinsame Ziel einer zukunftssicheren, digital gut aufgestellten Fächerstadt zu erreichen.