Karlsruhe-Insider (dpa/lsw) – Jasar fürchtet um die Gesundheit seiner Frau Maryam – Sie lebt zusammen mit rund 470 weiteren Flüchtlingen in der
Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) Ellwangen.
37 davon sind derzeit positiv auf das Coronavirus getestet, Hunderte weitere haben eine Infektion hinter sich. «Ich habe solche Angst», sagt der Afghane Jasar. «Vielleicht bekommt meine Frau auch Corona.» Treffen kann er sie nicht: In dem Lager herrscht seit fast fünf Wochen Ausgangssperre, Kontakte mit der Außenwelt sind tabu.
Als er sie zuletzt vor knapp zwei Wochen durch den Zaun sprechen wollte, sei er von Polizisten verscheucht worden, erzählt er. «Ich konnte ihr kein Gemüse oder Obst bringen», sagt Jasar. Maryam, die auch aus Afghanistan kommt, brauche Vitamine. «Meine Frau ist schwanger», sagt er. Acht Kilo habe sie in den vergangenen Wochen schon abgenommen.
Als Anfang April nach ersten Corona-Fällen die Ausgangssperre in der Unterkunft im Ostalbkreis verhängt wurde, schossen die Zahlen schnell in die Höhe: Nach zwei Wochen hatte sich die Hälfte der damals rund 600 Bewohner angesteckt. Zwischenzeitlich waren mehr als zwei Drittel infiziert. Jetzt scheint das Schlimmste überstanden: Am Sonntag soll die Ausgangssperre für die 334 genesenen Bewohner auslaufen, die eine Infektion hinter sich haben und danach negativ getestet wurden, wie das Landratsamt Ostalbkreis am Freitag mitteilte. Weiter in einem abgetrennten Bereich in Quarantäne bleiben aber die 37 Infizierten sowie 97 negativ getestete Kontaktpersonen.
Die Situation in der Unterkunft im Ostalbkreis belastet viele Bewohner. Laut Regierungspräsidium Stuttgart wurden nur genesene Bewohner aus Ellwangen verlegt. Wer durchgehend negativ getestet wurde, kam nicht raus – eine absurde Situation. «Man ist da so lange drin gefangen, bis man sich irgendwann angesteckt und dann hoffentlich erholt hat», sagt Seán McGinley vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg. Jeder Kontakt zu einer möglicherweise infizierten Person löst die zweiwöchige Quarantäne von Neuem aus. Das entspricht zwar den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Eine Quarantäne durchleben die meisten Menschen aber in den eigenen vier Wänden und nicht auf einem Gelände mit Hunderten Infizierten.