Karlsruhe-Insider (dpa/lsw) – Vor dem Landgericht Stuttgart hat ein mutmaßlicher Entführer bestritten, seine Partnerin aus Liebeskummer und Rache entführt und tagelang in seiner Gewalt gehalten zu haben.
Zwar habe er mit der Frau und einem ebenfalls angeklagten mutmaßlichen Komplizen mehrere Tage in einem elsässischen Wald verbracht. Allerdings habe sich die Gruppe nach einem Streit lediglich verirrt, sagte der Angeklagte am Montag. Nie habe er vorgehabt, die Frau als Geisel zu nehmen; vielmehr sei sie freiwillig im Elsass geblieben.
Der in Polen lebende Mann hatte die in Deutschland arbeitende Frau nach eigener Aussage im vergangenen Juni in Aspach (Rems-Murr-Kreis) wegen einer Affäre zur Rede gestellt. Als die damals 47-Jährige angefangen habe zu schreien, habe er sie gemeinsam mit seinem
Begleiter in einer Kurzschlussreaktion zu Boden gerissen und gefesselt. Statt lediglich rund um Aspach zu fahren und die Frau danach wieder zurück nach Hause zu bringen, sei man aus Versehen und trotz eines Navigationsgeräts mehr als 120 Kilometer entfernt im
Elsass gelandet, habe sich dort festgefahren und schließlich zu Fuß im Wald verirrt.
«Unser Ziel war immer, sie nach Aspach zurückzubringen. Wir hatten kein anderes Ziel», beteuerte der 52-Jährige. «Niemand hat ihr gedroht, weder früher noch später.»
Für denselben Prozesstag wurden auch die Aussagen des zweiten Angeklagten und der Frau erwartet. Die französische Polizei hatte das Trio nach acht Tagen aufgespürt. Die beiden Männer müssen sich wegen Geiselnahme verantworten. Der Prozess ist bis mindestens Ende Juli geplant.