Aufschrei bei Sammlern: LottiCards steht unter Betrugsverdacht

Mann hält Geldscheine in der Hand. Bei dieser Arbeit verdient man bis zu 18.000 Euro,
Symbolbild © istockphoto/Rmcarvalho

Sammler von wertvollen Karten sollten jetzt aufpassen, denn der beliebte Online-Shop LottiCards steht unter Betrugsverdacht – der Aufschrei in der Sammler-Szene ist groß.

Sammelkarten sind ein weltweiter Trend, mit dem Kenner richtig viel Geld verdienen können. Doch wo viel Geld im Spiel ist, ist meist auch Habgier nicht weit. Sammler zeigen sich aktuell schockiert, denn der bekannte Online-Shop LottiCards steht unter Betrugsverdacht.

Vorsicht geboten bei LottiCards

Jeder hat sie vermutlich schon einmal gesehen: bunte Sammelkarten mit Motiven von Fußballern oder Charakteren aus Computerspielen. Mittlerweile sind die teilweise aufwendig gestalteten Karten weit mehr als ein spaßiges Hobby für Kinder. Die Karten sind mitunter sehr wertvoll und können teilweise bis zu 150.000 Euro einbringen. Unter Sammlern werden sie deshalb professionell gehandelt. Klassiker sind dabei „Fußballkarten“, aber auch „Pokémonkarten“. Und das sind nur einige von vielen.

Sammler kaufen die Karten von speziell darauf ausgerichteten Shops oder Privatverkäufern auf Plattformen wie eBay. Dabei verfolgen professionelle Sammler das Ziel, möglichst exklusive und damit wertvolle Karten für die eigene Kollektion zu erhalten. Bei diesem Vorgehen sind Glück und ein guter Riecher gefragt, denn oft kommen die Karten in Sets oder Boxen daher. Keiner weiß, welche Karten in den Boxen enthalten sind, und so muss sich auch der Käufer überraschen lassen. Wer viele Karten kauft, hat damit natürlich auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, wertvolle Karten zu erhalten. So zumindest die Theorie.

Vertrauen gefragt

In der Branche gibt es jedoch immer mal wieder Skandale. Dabei geht es häufig darum, dass Verkäufer versuchen, die Verteilung der Karten zu beeinflussen. Jetzt steht auch ein sehr bekannter Online-Shop für Sammler mit dem Namen „LottiCards“ unter Betrugsverdacht. Der Händler wirbt auf seiner Webseite damit, die besten Karten zu günstigen Preisen zu haben. Jetzt allerdings fragen sich die Fans, ob die dort angebotenen Kartensets manipuliert werden.

Bei der LottiCards GmbH werden, wie es in der Branche üblich ist, verschiedene Karten in sogenannten „Boosterpacks“ angeboten. Damit sind Sets aus meist zehn Karten gemeint, bei denen laut Aussage der Hersteller eine gute Mischung häufiger und seltenerer Karten enthalten ist. Ebensolche Booster bietet der Inhaber Dennis Seebürger in seinem Shop LottiCards in Form von Boxen an, die Fans erwerben können. Für Sammler ist hierbei das Vertrauen in den Verkäufer besonders wichtig, denn die Preise für solche Boxen gehen bis in den vierstelligen Bereich.

Betrugsmasche

Ärgerlich ist es selbstverständlich für Sammler, wenn in teuren Boxen kaum wertvolle Karten enthalten sind. Doch leider gibt es immer wieder Gerüchte, dass Verkäufer versuchen, die besten Karten bereits vor dem Verkauf für sich selbst herauszuziehen. Sammler vermuten beispielsweise, dass es möglich ist, Booster zu wiegen und so besonders wertvolle, schwerere Karten herauszufiltern. Aktuell beschuldigen Sammler LottiCards, mit genau dieser Masche seine Kunden zu betrügen.

Grund für den Verdacht ist eine Aussage, die der Inhaber des Shops in einem Livestream auf der Plattform Twitch tätigte. Offenbar öffnet der Unternehmer regelmäßig einige Booster live, um seinen Fans und Kunden zu zeigen, welche Karten in seinen Boxen zu ergattern sind. Nicht selten sind scheinbar wirklich wertvolle Karten dabei. Doch jetzt scheint der Händler sich unüberlegt versprochen zu haben und sorgt damit für Unruhe in der Sammler-Community. Der Kartengroßhändler Topps wurde bereits von der Redaktion kontaktiert, eine Rückmeldung steht noch aus.

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Karten auf der Waage

In einem Livestream öffnete Dennis Seebürger demnach eine Packung Karten und zeigte sich kurz irritiert. Für eine Sekunde schien er zu denken, eine wertvolle Karte darin entdeckt zu haben. Kurz darauf verkündet er, dass definitiv keine solche Karte in der Box enthalten sei. Nach eigener Aussage hätte ihn das auch gewundert, immerhin habe er die Packung vorher gewogen und sie sei nicht schwerer als der Rest gewesen. Jetzt fragen sich viele Sammler, warum er den sogenannten Booster abgewogen hat und inwiefern ein Betrugsversuch dahinterstecken könnte.

Auf die Anschuldigungen hin erklärte der Unternehmer in einem Statement auf der Social-Media-Plattform Instagram, dass er die Boxen direkt nach dem Eingang im eigenen Lager stichprobenartig wiege. Damit wolle er sicherstellen, dass er nicht selbst abgewogene Ware von seinen Händlern gekauft habe. Er betonte dabei, dass er das Gewicht der einzelnen Pakete nicht prüfe, um sich selbst oder bestimmten Kunden einen Vorteil zu verschaffen.

Fans zweifeln

Sammler diskutieren den Betrugsverdacht des Online-Shops jedoch ausgiebig, denn immerhin geht es um sehr viel Geld. Ein Twitch-Streamer hinterfragte die Aussage des LottiCards-Gründers kritisch und gab zu bedenken, dass es keinen Sinn ergebe, die Ware der Hersteller stichprobenartig zu wiegen. Er schätze es als sehr unwahrscheinlich ein, dass die Kartenhersteller selbst wertvolle Karten zurückhalten würden. Seiner Logik nach mache ein Abwiegen nur bei Käufen von Privatleuten Sinn, wodurch für ihn feststeht, dass Dennis Seebürger andere Beweggründe haben muss.

Kunden des Shops stellen aktuell infrage, ob der Inhaber die Booster gewogen hat, um sich selbst die besten Karten für die eigene Sammlung herauszunehmen. Sollte dem so sein, hätte er zusätzlich zu seinen regulären Verkäufen einen großen Gewinn für seine eigene Sammlung gemacht. Der private Instagram-Account von Dennis Seebürger zeigt bis vor Kurzem noch viele wertvolle Karten aus seiner Privat-Sammlung. Nach dem Skandal wurden alle Fotos bis auf eins gelöscht. Aufgrund dessen haben viele Sammler die Vermutung, dass hier etwas vertuscht wird und es sich um Hits der gewogenen Boxen handelt. Was wirklich dahintersteckt, lässt sich aktuell nur schwer nachvollziehen. Unklar ist daher, in welche Richtung sich der Skandal um LottiCards entwickeln wird und inwiefern der Shop-Inhaber das Vertrauen seiner Kunden mit seiner Aussage geschädigt hat.

Großer Aufschrei

Online zeigt sich der Unmut der Community gegenüber LottiCards jedoch schon jetzt klar und deutlich. So kommentierte ein Sammler auf Instagram: „Schäm dich du Geldgeiler …“ Ihre Verärgerung teilte die Community außerdem sehr offen durch Kommentare wie „… ihr seid schon das ein oder andere Mal vorher aufgefallen. Das ist jetzt nur die Spitze des Eisbergs“ und „… ihr seid nichts anderes als ein Fall für den Verbraucherschutz“ sowie „Von mir gibt’s keinen Pfennig mehr“. LottiCards dürfte durch die Aktion ganz offensichtlich einiges an Vertrauen bei seinen Kunden eingebüßt haben.

Daran ändert auch der Live-Rücktritt auf Twitch von Dennis Seebürger aufgrund des Betrugsverdachts nichts. Hier müssen sich Sammler fragen, inwiefern sein Rücktritt vom Geschäft bedeutet, dass die Boxen in Zukunft nicht mehr im Hintergrund abgewogen werden. Fest steht, dass Sammler Verkäufern nicht blind vertrauen sollten. Der Shop hat auf jeden Fall sein vertrauensvolles Image verloren und auch in den Livestreams kaufen immer weniger Sammler Packs oder Boxen von LottiCards.