Karlsruhe bei erneuerbaren Energien auf einem guten Weg

Foto: fotolia.com © patila-78304037 - Karlsruhe ist in Sachen erneuerbare Energien wirklich auf einem guten Weg.

Immer neue Rekordtemperaturen und extreme Trockenheit – Wetterphänomene werden heute mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht.

Besonders aus einem Grund wird das Wetterjahr 2018 in Erinnerung bleiben. Seit sich im April Hochdrucklagen über Europa abgewechselt haben, sind Niederschläge in einigen Regionen Deutschlands (und Europas) ein Fremdwort gewesen. In der Folge hat sich eine Dürresituation entwickelt, die bei einigen Experten schlimme Erinnerungen geweckt hat. Nicht an den Super-Sommer 2003, sondern ein weit in der Vergangenheit liegendes Wetterjahr – 1540. Damals fiel 11 Monate lang kein Regen, es waren Hunderttausende an Toten zu beklagen.
Ist der Klimawandel an der aktuellen Entwicklung schuld? Bei dieser Frage können selbst Experten nicht immer eine zufriedenstellende Antwort geben. Fakt ist allerdings, dass in den letzten Jahren die Durchschnittstemperaturen kontinuierlich steigen. Als ein Grund gelten Klimagase, welche der Mensch (mit Beginn der industriellen Revolution) produziert. Die Bundesregierung will vor dem Hintergrund des Klimaschutzes diese Emissionen deutlich reduzieren. Allerdings wird das Erreichen der Klimaziele zunehmend schwieriger. Trotzdem will auch die EU noch schärfere Klimaziele festzurren. Die Stadt Karlsruhe ist schon jetzt ein Beispiel dafür, wie Klimaschutz gehen kann.

Emissionen reduzieren: Was funktioniert?

Klimaschutz heißt heute in erster Linie, dass die Emission klimaschädlicher Gase wie CO2 oder NOx reduziert wird. Was im ersten Moment einfach klingt, ist in der Praxis nicht ohne Weiteres zu realisieren.

Generell sind zwei Ansätze denkbar:
1. Ein geringerer Verbrauch an Energie.
2. Energieproduktion ohne Entstehung von Klimagasen.

Die Herausforderung besteht darin, dass eine moderne Gesellschaft durch die Digitalisierung immer stärker von elektrischer Energie abhängt. Ohne Strom kein Kühlschrank, Smartphone und Tablet oder Smart-TV. Auf der anderen Seite fehlt es an Infrastruktur und Ressourcen, um über Nacht den Stecker zu ziehen und alle Kohlmeiler vom Netz zu nehmen.

Letztlich müssen beide Ansätze Hand in Hand gehen und sich ergänzen. Das Beispiel Karlsruhe zeigt, welche Potenziale ein verminderter Verbrauch und die Nutzung regenerativer Energiequellen haben kann.

Ausbau der erneuerbaren Energien

Karlsruhe ist mit mehr als 300.000 Einwohner eine der größten beiden Städte in Baden-Württemberg. Was viele Einwohner nicht wissen: Die Stadt unternimmt erhebliche Anstrengungen, um Klimaschutz in die Stadtpolitik zu integrieren. Wie sehen die einzelnen Aktionen aus? Basis des Ganzen ist ein Beschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2009. Seitdem werden nicht nur geforderte Maßnahmen durch die Stadt umgesetzt.

Karlsruhe gehört zu den Kommunen, welche in Bezug auf ihre Klimaschutzbemühungen Buch führen. Ein glücklicher Umstand, durch welchen die Erfolge messbar werden. Gleichzeitig vermittelt das Ganze auch einen Eindruck davon, was die Stadt Karlsruhe alles unternimmt, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. So ist zum Beispiel der Einsatz von Recycling-Papier in der öffentlichen Verwaltung zwischen 2009 bis 2015 von ungefähr 20 Prozent auf 50 Prozent gestiegen. Sehr viele sind allerdings andere Zahlen, welche direkt mit der Energieversorgung und dem Energieverbrauch in Karlsruhe zusammenhängen.

Stromverbrauch in Karlsruhe

Zu den Kennzahlen, anhand derer sich die Wirksamkeit verschiedene Maßnahmen zum Klimaschutz direkt ablesen lässt, ist der Energieverbrauch. An dieser Stelle muss zwischen den verschiedenen Energiearten unterschieden werden. Strom und Heizenergie sind die zwei wichtigsten Komponenten. Was hat Karlsruhe in den letzten Jahren hier erreicht?
Eine positive Entwicklung ist beim Pro-Kopf-Verbrauch elektrischer Energie zu erkennen. Zwischen 2009 und 2015 hat der Verbrauch signifikant abgenommen. Der Verbrauch wird dabei in Kilowattstunden gemessen, die den Wattverbrauch in Verhältnis zur Zeit angeben. Die Wattzahl gibt dabei die Leistung eines elektrischen geräts an, wohingegen Bezeichnungen wie Volt die Spannung und Ampere die Stromstärke bezeichnen. Die Unterschiede können für Laien durchaus verwirrend sein.

Entwicklung Stromverbrauch in Karlsruhe (je Einwohner)

– 2009: 1.251 kWh
– 2012: 1.106 kWh
– 2015: 940 kWh

Aber auch der Stromverbrauch öffentlicher Liegenschaften konnte seit 2009 reduziert werden, um knapp 5 kWh je Quadratmeter Fläche. Verblüffend die Entwicklung in der Straßenbeleuchtung. Hier ist die Zahl der Leuchten um knapp 1.000 gestiegen, der Stromverbrauch aber um mehr als 480 MWh gesunken. Welche Rolle spielen im Klimakonzept der Stadt die erneuerbaren Energien?

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Solarenergie: In Karlsruhe Spitzenreiter

Die Sonne liefert Energie, die sowohl zum Heizen als auch für die Stromerzeugung genutzt werden kann. Eigentlich trivial, sind die technischen Hürden alles andere als leicht zu überwinden. Trotzdem hat sich die Nutzung der Solarenergie zu einem wesentlichen Standbein der erneuerbaren Energien entwickelt. Mithilfe der Photovoltaik entsteht Strom, Solarthermie stellt Warmwasser und Heizenergie zur Verfügung.

In Karlsruhe haben beide Bereiche in den letzten Jahren einen deutlichen Zuwachs erlebt. Überraschenderweise macht Solarstrom den Löwenanteil bei den erzeugten Megawatt aus. 2015 stammten von den 32.000 MWh Gesamtstromerzeugung regenerativer Energiequellen mehr als 27.000 MWh vom Solarstrom.

Windkraft & Co. auf dem Rückzug

Eine Überraschung hält der Bericht zum Klimaschutz in Karlsruhe bezüglich Windkraft oder Wasserkraft und Biomasse bereit. Diese Nutzungsarten erneuerbarer Energie sind in Karlsruhe auf dem Rückzug und haben im Anteil am Strommix abgenommen.

Wie lässt sich diese Entwicklung erklären? Generell sind:

– Windkraft
– Wasserkraft
– Biomasse

Nutzungsformen mit bestimmten regionalen Anforderungen. Das beste Beispiel sind Windräder. Obwohl außer Frage steht, dass erneuerbare Energieträger erschlossen werden müssen, kommt es in Bezug auf Windräder immer wieder zum Streit.

Was bei der Heizenergie – neben der Anbindung ans Fernwärmenetz – noch auf dem Vormarsch ist, sind Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung. Seit 2009 ist deren Zahl und auch der Umfang an elektrischer Leistung aus diesen Anlagen in Karlsruhe klar erkennbar gestiegen.

Was ist in der Zukunft geplant?

Wer rastet, der rostet. Dieses Sprichwort lässt sich in viele Bereiche übertragen – auch auf die Klimaschutzbemühungen. Karlsruhe ist in diesem Zusammenhang bereits weit gekommen und einige wichtige Meilensteine erreicht. Zeit zum Ausruhen nimmt sich die Stadt bzw. nehmen sich die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung nicht. Im Gegenteil: In Karlsruhe wird versucht, dass Erreichte zu konservieren und noch mehr daraus zu machen.

Hierzu gehört die Gründung verschiedener Initiativen, wie zum Beispiel:

– Grüne Stadt Karlsruhe
– EnergieRegion Karlsruhe
– Karlsruher Klimafonds.

Im Zuge dieser Projekte machen sich Stadt, Bürger und Unternehmen stark für mehr Klimaschutz im Alltag. So können Emissionen von CO2 im Rahmen des Klimafonds kompensiert werden. Und unter dem Dach der Initiative zur grünen Stadt geht es um eine nachhaltige und umweltbewusste Stadtentwicklung.

Zusätzlich plant Karlsruhe auch in den kommenden Jahren mit einem Ausbau der erneuerbaren Energien und will auch beim Thema Verkehr noch weiter vorankommen.

Wie steht die Region im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands da?

Wie schneidet Karlsruhe im Klimaschutz-Ranking deutscher Städte ab? Leider gibt es auf diese Frage keine pauschale Antwort. Karlsruhe tut viel für den Klimaschutz. In der Praxis haben auch andere Kommunen die Notwendigkeit erkannt, mehr für die Umwelt tun zu müssen. Allerdings sind die Voraussetzungen nicht überall gleich. Dies betrifft regionale Faktoren genauso wie Geld und das Engagement der Bürger.

Letztlich muss jeder Beteiligte am gleichen Strang ziehen. Die Stadt selbst kann nur eine Steuerungsfunktion übernehmen – auch mit Infokampagnen und Initiativen. Ob diese Form der Einflussnahme am Ende Früchte trägt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Gerade Kommunen mit einem angespannten Haushalt werden in Bezug auf den Klimaschutz und das Klima-Monitoring vor ganz andere Probleme gestellt als Kommunen mit soliden Stadtfinanzen.

Foto: fotolia.com © bannkie – 131707462 Trotz der guten Schritte ist die Windenergie in der Region Karlsruhe eher auf dem Rückzug.

Fazit: Karlsruhe hat im Klimaschutz viel erreicht

Klimaschutz geht alle etwas an. Spätestens mit der Dürre 2018 dürfte klar sein, dass Klimawandel und höhere Jahresmitteltemperaturen nicht einfach mehr Sonne bedeuten. Veränderungen in den gewohnten atmosphärischen Strömungsmustern haben gravierende Folgen. Klimaschutz heißt heute, sich mit Möglichkeiten auseinanderzusetzen, mit denen weniger Klimagase in der Atmosphäre landen. Karlsruhe gehört in diesem Zusammenhang zu jenen Kommunen, welche den Umfang an Möglichkeiten effizient ausloten und ausnutzen. Zahlen aus dem Klimaberichten unterstreichen die Auswirkungen dieser Politik. Gleichzeitig sind die Ergebnisse aber auch eine Motivation, um mit dem Klimaschutz weiterzumachen. Denn vom Klimawandel sind nicht nur Land und Bauern betroffen, sondern auch Städte, die sich mehr und mehr aufheizen.