Karlsruhe-Insider: Die Grünen diskutieren, ob an Universitätskliniken bevorzugt Ärzte eingestellt werden sollen, die bereit sind, bei Schwangeren Abtreibungen vorzunehmen.
Damit soll Engpässen in dem Bereich entgegengewirkt werden. «Einzelne Ärzte können nicht verpflichtet werden, aber Kliniken, insbesondere die in staatlicher Verantwortung, sollten personalpolitisch sicherstellen, dass der Zugang zu reproduktiver Gesundheitsversorgung bei ihnen gewährleistet wird», sagte die stellvertretende Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang der «Welt» (Online, Print: Montag).
Die Idee ist in der Partei aber nicht unumstritten. Aus der CDU kommt bereits Kritik.
Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland grundsätzlich verboten, es sei denn, sie werden aus medizinischen Gründen oder nach einer Vergewaltigung oder unter bestimmten Bedingungen nach einer Beratung vorgenommen.
Der Gedanke, eine Arztanstellung von der Bereitschaft abhängig zu machen, Abtreibungen vorzunehmen, stammt ursprünglich aus Baden-Württemberg. Das dortige grün geführte Sozialministerium will prüfen, ob die Bereitschaft zu Schwangerschaftsabbrüchen ein
Einstellungskriterium für Mediziner an Uni-Kliniken sein könnte. Das Land sei verpflichtet, sicherzustellen, dass Frauen, die abtreiben wollten, auch die Möglichkeit dazu hätten, sagte eine Ministeriumssprecherin in Stuttgart am Sonntag. Die fachlich für die Uni-Kliniken zuständige Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, ebenfalls eine Grüne, lehnt die Idee hingegen ab, wie ihr Ministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden im ersten Quartal 2020 rund 26 500 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gemeldet. Dem «Welt»-Bericht zufolge, der sich ebenfalls auf Zahlen der Behörde beruft, ist die Zahl der Arztpraxen und Kliniken, die
Schwangerschaftsabbrüche durchführen, zwischen 2003 und 2018 um rund 40 Prozent auf etwa 1200 Stellen gesunken.