Kahlschlag: Familienkonzern muss Arbeiter in Kurzarbeit schicken

Arbeiter im Betrieb
Symbolbild

Hohe Umsätze und trotzdem Probleme, die Rechnungen zu bezahlen: Ein bekanntes Unternehmen aus Stuttgart muss seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Und das, obwohl es genug Aufträge gibt.

Gefühl jede Woche gibt aktuell ein neues Unternehmen bekannt, dass es seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken muss. Nach der Coronapandemie dachten die meisten, dass die Kurarbeitswelle endgültig vorbei sei, doch die wirtschaftliche Situation macht zahlreichen Unternehmen zu schaffen. Nachdem kürzlich erst der Werkzeugkonzern Groß-Beckert sowie der Maschinenbauer Trumpf mit ihrer schwierigen Lage an die Öffentlichkeit gegangen sind, zieht das Familienunternehmen Lapp in Stuttgart nun nach. Überraschend ist hierbei jedoch, dass der Konzern sich nicht über zu wenig Einnahmen beschweren kann. Denn die Umsätze sind verglichen mit dem Vorjahr sogar gestiegen. Wir berichten, warum die Angestellten des Kabelkonzerns trotzdem zurückstecken müssen.

Gute Entwicklung

Das Unternehmen Lapp wurde bereits im Jahr 1959 in Stuttgart gegründet und hat sich auf Kabel- und Verbindungstechnologien spezialisiert. In der Branche ist Lapp dabei nicht irgendein Name, sondern der Weltmarktführer. Während viele Unternehmen durch die Nachwirkungen des Ukraine-Kriegs und die hohe Inflation nicht genug Aufträge bekommen, kann sich das Familienunternehmen nicht beklagen.

Die Nachfrage ist sogar so gut, dass die Firma den Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent steigern konnte. Insgesamt verzeichnet der Konzern damit Einnahmen von 1,92 Milliarden Euro. Das Problem ist jedoch, dass der Geschäftsführer nicht davon ausgeht, dass die Entwicklung so positiv weitergeht. Er rechnet mit einem Rückgang der Aufträge und hat deshalb vorsorglich zahlreiche Mitarbeiter in die Kurzarbeit geschickt.

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Große Pläne

Auch wenn die eigenen Umsätze gesteigert wurden, weiß der Geschäftsführer, dass zahlreiche Unternehmen derzeit unter der wirtschaftlichen Situation leiden. Daher rechnet er damit, dass wichtige Aufträge im kommenden Geschäftsjahr wegbrechen werden. Zudem erklärt er in einem Pressegespräch, dass Lapp in den nächsten Jahren mehrere Hundert Millionen Euro investieren möchte. Der Fokus liegt dabei auf neuen Technologien und der Digitalisierung. Zusammen sorgen beide Faktoren dafür, dass Geld fehlen wird.

Der Weltmarktführer reagiert daher vorsorglich. Der Konzern verkündet, dass er 500 Mitarbeiter am Stammsitz in Düsseldorf in Kurzarbeit schicken muss. Diese Entscheidung trat bereits Anfang Februar in Kraft. Der Lapp-Chef drückt seine Sorge mit den folgenden Worten aus: „Die zunehmende Regulierung, die Planungsunsicherheit, hohe Energiepreise und nicht zuletzt der Fachkräftemangel machen uns große Sorgen.“ Er fügt hinzu, dass er sich in Zukunft auf das Wachstum in Asien und Nordamerika fokussieren wolle. Die Entscheidung begründet er mit den extrem gestiegenen Kosten in Europa.