Wie vor 126 Jahren: Post wird jetzt mit Paddelboot ausgeliefert

Ein Paddelboot an einem Steg am See.
Symbolbild © istockphoto/flyzone

Post kann auf den unterschiedlichsten Wegen zum Empfänger gelangen. Einer der ungewöhnlichsten ist wohl die Post per Paddelboot.

Heutzutage gelangt die Post meist mit dem gelben Postauto zum Empfänger. In einigen Städten und Dörfern gibt es zudem Fahrräder und noch vor wenigen Hundert Jahren gab es die Postkutschen. Eine besonders ungewöhnliche Art ist jedoch die Post per Paddelboot.

„Klein Venedig“ in Deutschland

Der Spreewald in Brandenburg ist bekannt für seine vielen Flüsse und Kanäle. Oft auch als „Klein Venedig“ bezeichnet, findet hier vieles auf dem Wasser statt. Und dazu gehört auch das Ausliefern der Post per Paddelboot. Denn in dem kleinen Dorf Lehde im Spreewald haben viele Häuser keine Straßen im üblichen Sinne und sind nur via Boot zu erreichen.

600 Briefe per Wasser nach Hause geliefert

Die Brief- und Paketzusteller liefern hier die Post per Paddelboot aus. Dabei befördern sie pro Woche rund 600 Briefe sowie rund 70 Pakete zu den circa 65 Bewohnern in der sogenannten Spreewaldfließe. Sogar ganze Fußballtore passen dabei auf den schmalen Postkahn. Zum Fortbewegen benutzen die Postboten ganz traditionell eine knapp vier Meter lange Ruderstange – auch Rudel genannt. Und das braucht einiges an Muskelkraft. Denn während einer Saison auf dem Kahn kommen die Postboten insgesamt auf etwa 1.100 Kilometer.

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Klimaneutrale Briefzustellung

Die Post per Paddelboot ist dabei übrigens nicht nur sehr leise, sondern auch besonders umweltschonend. Der Spreewald ist ein UNESCO-Biosphärenreservat, in dem ein Motorboot nicht gestattet ist. Damit ist die Zustellung der Post in diesem Gebiet Deutschlands komplett klimaneutral. Bereits über 126 Jahre lang werden die Briefe, Pakete und Päckchen im „kleinen Venedig“ auf den Kähnen ausgeliefert und verteilt. Früher waren viele Dörfer und Ortschaften in dem Gebiet noch nicht mit den Straßen verbunden, sodass der einzige Zugang übers Wasser möglich war. So musste die Ortschaft Lehde noch bis in die 1890-Jahre hinein ihre Briefe am Sonntag bei der Kirche in Empfang nehmen.